Interviewer: Fr. Mayerhofer, Waltraud Schreiber
(ins Hochdeutsche übertragen und etwas angeglichen. JW)
Februar 2006
E. B.: Mit der Holzfällung hat es angefangen, Und dann sind die ersten Bassins gebaut worden. Da haben sie Wasser aus dem Kanal raufgepumpt in Bassins, dass es abgestanden ist.
Fr. M.: Wofür waren die gedacht?
E. B.: Ja, für die Loks … da haben sie Leitungen raufgebaut bis nach Schicking … zwischen Notzing und Schicking ist der Bahnhof gebaut worden … Kohlenlager und die Wassertanks. Und große Wassertanks, vielleicht so 5 m Höhe wurden aufgestellt …
J. B.: Für die Lok.
Fr. M.: Wassertanks … so wie man es vom Bahnhof auch kennt? Die großen Wasserbehälter? Die sind dort eigens angefertigt worden? Und …
Fr. M.: Herr Buchner, Sie haben also grad zwei Orte erwähnt, Schicking und Notzing. Diese zwei Orte, sind die genau zwischen Ampfing und Mettenheim oder näher an Mettenheim dran? …
E. B.: Nein, die sind direkt … so am Waldrand …
Fr. M.: Und ist dann eine direkte Zufahrt gebaut worden dorthin? Von der B 12?
E. B.: Die Leitung, die war des erste und dann ist gleich das Gleis draufbaut worden, das erste Gleis.
J: B.: Für die Loks …
Fr. M.: Die Transporte, Herr Buchner, haben die dann eben auf der Schiene stattgefunden?
J. B.: Alles auf der Schiene … Der … Bahnanschluss, der war von Mühldorf, von Waldkraiburg und von Ampfing ist ja nicht mehr fertig worden … von Ampfing …
J. B.: Für die Bahn, für die Reichsbahn … Aber Zement und des Eisen, das Material.
Fr. M.: Und diese Materialien, die sind ursprünglich gebraucht worden um dieses Lager … überhaupt aufzubauen?
E. B.: … zum Betonieren …
Fr. M.: Und was ist da als erstes gebaut worden?
J. B.: Brunnen haben Sie gebraucht …
E. B.: Nein … wo früher das Russenlager war, in Mettenheim, da wurde das KZ als erstes umbaut. Also höher, … die Zäune verstärkt , doppelt …
Fr. M.: Man hat also erst die Behausungen für die KZ-Häftlinge gebaut …
Beide: (bestätigend) Ja, ja …
Fr. M.: Und dazu auch die Außenanlagen …
J. B.: Ja, und … des Waldlager auch, bei uns hinten.
E. B.: Ja das ist im Sommer …
Fr. M.: Wo ist das Waldlager genau?
E:B.: (deutet) … ja vielleicht an Kilometer …
J. B.: Einen Kilometer, bei uns am Haus ist es ja kein Kilometer mehr.
Fr. M.: Und in dem Waldlager, was war da … ?
E. B.: Da waren KZler auch.
Fr. M.: Da waren auch KZler …?
J. B.: Das war ja das größere Lager, glaub ich, das Waldlager. Das andere in Mettenheim war ein Barackenlager. Und das da, das waren so genannte Finnenzelte, die haben praktisch aus so … wie sag ich denn … praktisch aus Pressplatten … Und das waren so runde Zelte also so runde Dings … Und da haben sie drinnen gelegen. (beschreibt mit den Händen dazu) Und da ist auch das Dach so gewesen, und rund …
E. B.: Die haben sie von Russland gebracht …
Fr. M.: Also haben sie dort praktisch ein Muster vor sich gesehen, und haben sie bei uns herunten genauso aufbaut.
E. B.: Und nachher .... die ganz großen Zelte haben sie gehabt, vielleicht so zwanzig Meter oder dreißig Meter lang.
Fr. M.: Haben Sie da diesen Aufbau beobachten können?
J. B.: Ja, ja … freilich …
E. B.: Ja, ja … laufend … wenn wir Zeit gehabt haben. Ja, und dann kommt ein Schwerverbrecher, wie sie die Zäune aufgebaut haben… Da kommt ein Schwerverbrecher, da kommen Schwerverbrecher (sich selbst bestätigend) zum Arbeiten.
Fr. M.: Wie alt waren Sie denn damals, als diese Aufbauten gemacht worden sind?
E. B.: Oh Gott, dreizehn Jahr …
Fr. M.: Dreizehn Jahr, dreizehn, vierzehn Jahre also. In einer Zeit, wo des an Burschen brennend interessiert, oder, kann man das so sagen?
E. B.: ( lächelt) Ja, natürlich …
J. B.: Ja, 1945 bin ich … dann eingerückt in den Arbeitsdienst, und war im Arbeitsdienst … Und da bin ich vom Arbeitsdienst heimgekommen und da waren wir in …. Ungarn, im … praktisch Osten vom … Plattensee … und … am Dings-see … und da haben wir Aushilfe gemacht und da haben wir praktisch also die Ausländer, die haben wir Schützengräben und Panzergräben graben müssen..... Und nachher haben wir weg können, da ist ja der Russe nicht mehr weit weg gewesen, da hast schon Schießen gehört. Da haben wir doch weg können...
Fr. M.: Das war aber dann schon gegen Kriegsende?
J. B.: (nickt) Ja, des war bei Kriegsende …
Fr. M.: Aber jetzt in der Zeit zwischen 1940 und 45, in der Zeit, Sie haben also erzählt, dass da diese KZ-Lager gebaut worden sind, … das Waldlager …
Beide(nicken): Ja, ja …
E. B.: Ja, das ist 44 im Sommer gebaut worden.
Fr. M.: Und ich hab da aber auch gehört, dass da andere Sträflinge untergebracht worden …
J. B.: (nickt zustimmend) Ja, …
Fr. M.: Nicht nur KZ-Insassen, …
J. B.: ( nickt) … Die sind eigentlich frei gewesen. Da ist ein großes Lager gewesen direkt (?) in der Kraiburger Straße.
E. B.: Ja, andere. Da waren Italiener, Russen …
J. B.: Italiener, Russen, Ukrainer,....
E. B.: Also von der Straße, wo jetzt die Schuster-Kiesgrube ist, da waren auch große Lager.
Fr. M.: Und das waren also Kriegsgefangene?
J. B.: Nein, die waren frei! … Die waren frei …
E. B.: Da waren … da war alles gemischt. (schauen sich an)
J. B.: Ja, da war alles, … aber die waren auch frei, da ist kein Zaun nicht herum gewesen.
W. S.: Das würde mich jetzt einmal interessieren. Darf ich da noch einmal nachfragen? Ist jetzt da, wo heute die Schustergrube ist, auf der drüberen Seiten von der Straße nach Waldkraiburg, wo Sie jetzt …
J. B.: Ja, ja, und das ist praktisch auf der herüberen Seiten gewesen. Auf der drüberen ist schon etwas gewesen. Das Lagerhaus ist ja auch auf der drüberen Seiten gewesen. (schaut zu seinem Bruder)
E. B.: Ja, des, ja … das ist ein Lagerhaus, ja …
J. B.: Ein Lagerhaus, dass sie das versorgen haben können, haben die da ein … Lagerhaus einbaut, die OT.
E. B.: Das ist alles im Sommer da gebaut worden. Aber da bei uns heraussen, da zwischen Notzing und uns … da haben sie Humus weggebaggert und gleich weggefahren … Dann ist der … Abraum noch weggekommen, dass der blanke Kies, der schöne blanke Kies gekommen ist, … den sie nicht waschen haben brauchen.
Fr. M.: Ach so, und was ist dann so passiert, ist dann … ?
E. B.: Und da ist dann ein ganz großer Bagger gekommen, der hat am Tag 10 000 Kubik baggert …
J. B.: Zuerst..., der wo abgebaggert hat, das ist ein russischer Dampfbagger gewesen. Und da waren auch zwei Russen, die waren praktisch die Fahrer. Die zwei Russen, da war einer der Heizer und der andere der Fahrer, die haben aber abgewechselt auch.
Fr. M.: Wenn ich Sie jetzt da unterbrechen darf. Wenn Sie sagen, dass da ein russischer Bagger im Einsatz war und auch zwei Russen, die ihn betreut haben, …
E. B.: Die waren freiwillig hier auch …
Fr. M.: Waren die dann in Kontakt auch mit deutschen Firmen, die ?
Beide: Ja.
E. B.: Die waren mit der Firma Polensky …
J. B.: Mit der Firma Polensky und mit der OT. Wahrscheinlich haben die in Russland auch für den Bunkerbau arbeiten müssen. Die werden praktisch dienstverpflichtet gewesen sei. In Russland praktisch … , dass sie für die deutsche OT arbeiten .
W. S.: Haben die russisch geredt? Oder waren das Balten-Deutsche? Wisst ihr das?
E. B.: Das waren Russen, ja …
W. S.: Die haben auch russisch geredet?
E. B.: Ja, also ich weiß das vom Lokführer. Da ist … die ganze Woche ist durchgearbeitet worden, also Tag und Nacht. Am Sonntagmittag um 12 Uhr haben sie aufgehört, und abends um 6 Uhr ist am Sonntag wieder losgegangen. Und, die Zeit, … da haben mir spazieren gehen können überall. Da war immer einer dort, der die Loks pflegt hat, also Reparaturen hat der … und die waren recht froh … Da haben sie die Lokführer Zettel reingehängt, was zu machen ist. Und der hat nicht deutsch lesen können, und da hat er uns immer brauchen können, damit er wusste, was er machen musste und dafür haben wir mitfahren dürfen mit ihm, so hin und her.(lacht)
W. S.: Das war aber beim Einrichten von der Baustelle, wo ihr so nah hingehen konntet?
E. B.: (unterbricht) Nein, da ist es schon gelaufen …
W. S.: Ihr habt dauernd richtig auf die Baustelle hineingehen können? Das war nicht abgesichert?
E. B.: Also von Mühldorf her, da wo jetzt Inn-Beton ist, da war ein Postenhaus, da war abgesperrt. Also im Juli, oder August war es, als ... mein jüngerer Bruder ... und ich da runter gegangen sind, haben über die ganze Bau … wo jetzt der Bogen ist, da haben sie das Betonieren schon angefangen, da ist ein Steg drüber gegangen und da sing wir rüber gegangen. Haben uns immer alles angeschaut ... Die Stahlarmierung. was da drin ist, das war … Da hast ja kaum stehen können, soviel Stahl war da drin.
W. S.: Das heißt, es ist echt keine Postenkette rund um die Baustelle gegangen?
E. B.: Nein, nur die ist zu Mittag abgezogen. Wenn die KZler abzogen sind, waren die weg.
W. S.: Ach so … !
Fr. M.: Ab dem Zeitpunkt, wo die KZler in ihren Baracken waren, sind die dort beaufsichtigt worden … und das Waldgebiet war frei zugänglich?
E. B.: Also von Mühldorf her, an der Hauptstraße, da war ein Postenhaus, da war zu.
W. S.: Aber von euch her habt ihr dann …
E. B.: Da hat man reingehen können. Also mir haben das durchstreift, da kommen herüben raus bei der Einfahrt, da treffen wir unsern Nachbarn, der war da drüben (zeigt nach links) und an nächsten Nachbarn, der hat da ein Hölzl dort gehabt, seinen Wald … Ja, und dann kommt ein OT-Mann daher mit der Pistole: Hände hoch, gell … (lacht) Da treibt er uns mit erhobenen Händen bis runter, da wo die Inn-Beton ist, da ist das Postenhaus. Ja, da kommen wir rein, die haben schon a bisserl geschmunzelt, wie sie uns gesehen haben. Die Kinder und zwei alte Männer. Nachher ist meine Schwester dazu gekommen, die war bei den zweien dabei, und nachher … ja, haben sie geschaut am Plan, wo wir her sind. Der Nachbar hat gesagt: Ja, das ist mein Wald, da wollte ich schauen, was da los ist. Ja, und dann sagt einer von denen: Ja, da rufen wir jetzt den Bürgermeister von Ampfing an … Den Bürgermeister angerufen, na, ja … haben wir sofort gehen dürfen. (lacht) Da waren wir wieder entlassen.
W. S.: Weil euch der Bürgermeister gekannt hat? Da wollte wir jetzt einfach wissen, ihr hättet ja Spione oder so was sein können?
E. B.: Ja, ja …
W. S.: Das heißt, eben weil ihr so nahe da gewohnt habt, habt ihr da … und des war grad am Sonntagnachmittag, wenn ich es richtig verstanden habe, wo ihr da so problemlos hineinkönnen habt.
E. B.: Das ist so, wir haben so viele SS-Posten gekannt. Bei uns haben da etliche verkehrt. Die sind her gekommen, sie haben irgendwie Familienan-schluss gesucht. Einer, das war ein Rumäniendeutscher, der hat mich einmal mitgenommen. Der ist mit dem Pferdegespann gekommen. Sagt er, ob ich mitfahren mag. Ja, der hat zwei schöne Schimmel gehabt. Ja, sagt er, ob ich nicht Zeit hätte, er müsste einen Bericht schreiben. Weil, sagt er, er hat keine Schreibmaschine, ob ich weiß, wo eine wäre. Ja, sag ich, geht schon in Ordnung. Ja, und dann hat der seinen Bericht geschrieben, …
W. S.: Wo? Bei euch, direkt bei euch?
E. B.: Nein, in Ampfing im Gasthof zur Post …
W. S.: Beim Hinterecker, oder?
E. B.: Nein, beim Berghammer. Ja, und dann sind wir wieder heimgefahren, dann sagt er, er lädt mich einmal ein, ich kann das Gelände anschauen.
Fr. M.: Und, haben Sie das dann auch gemacht?
E. B.: (nickt) Hab ich auch gemacht.
Fr. M.: War das dann praktisch eine Gelegenheit, die Gefangenen näher zu sehen, und wie das Lagerleben abläuft?
E. B.: Ja, des haben wir schon gesehen. Ja, sagt er, das ist so, das sind unsere Feinde, … wir wissen auch nicht, wie es unsere Gefangenen in Russland geht, (nickt vor sich hin) … es ist halt so, es ist Krieg.
J. B.: Da ist gleich an der Kreuzung unten, wo man von uns hinunterfährt, vor dem Fuchshuber, wo der Zaun kommt, wo der KZ-Zaun angegangen ist, da ist eine Tafel da ,… zwei Tafeln …"Achtung, nicht stehen bleiben. Wer sich mit Häftlingen unterhält oder in Verbindung setzt, hat mit scharfem Beschuss zu rechnen." Die haben rund um das Postenhäuschen, wo die Posten oben gesessen sind, die praktisch den ganzen Zaun überschauen haben können.
Fr. M.: Sie wären also bedroht worden?
Beide: Ja, ja …
J. B.: Ja, die hätten geschossen, da brauchst dir nix denken. Die sind lauter, … etliche sind andere dabei gewesen, die sind schon auch dabei gewesen, sagt man, vor der Wehrmacht, weißt, die praktisch vom Lazarett rausgekommen sind, und schon so alt gewesen sind. Gar nimmer an die Front können haben. Und solche haben auch, gleich beim Nachbarn war gleich immer einer da, der hat in … in Heidelberg hat der eine Bäckerei gehabt. Die Bäckerei ist geschlossen worden, er hat … Die Frau hat sie nimmer allein führen können, und dann ist der … nach dem Krieg ist der noch immer ist der noch hergekommen, öfters noch. Der war … schon um 45 Jahre alt.
W. S.: Ist der da in Mettenheim in der Genesungs … Da war doch so ein Genesungslazarett, oder? War der da nicht?
J. B.: Nein, in Mettenheim … (schüttelt den Kopf) … in Mettenheim nicht. Ich weiß ja grad …
E. B.: Eine "Genesung" war hier im Waldlager. Da waren zwei Baracken, die als Lazarett …
W. S.: Für die Häftlinge?
E. B.: Für Häftlinge … Aber erst im Winter 44/45.
W. S.: Uns hat der Herr Wastlhuber erzählt, dass in Mettenheim eben von der Wehrmacht auch so ein Lazarett, so ein Genesungslager für Soldaten, die einfach verletzt worden sind , gewesen ist, die dann später wieder in Einsatz gekommen sind. Aber der, von dem Sie jetzt reden, der war nicht zuerst in Mettenheim, der ist einfach …
J. B.: (schüttelt den Kopf) Nein, nein, … der hat mit dem … nix zu tun … der ist nur, der ist eigentlich hergekommen für die Wachmannschaft. Rein hergekommen für die Wachmannschaft …
Fr. M.: Den hat man nicht entlassen, nachdem er wieder gesund war, sondern …
J. B.: Nein, nein. Da haben die gesagt, das kannst noch machen.
E. B.: Da kannte ich noch einen, der ist in der Gegend von München daheim gewesen. Der war auf der Krim, ist verwundet worden und ist ausgeflogen worden und war halt in Polen im Lazarett. Und wie er dann wieder so hergestellt war, ist er nach Auschwitz gekommen. Zur SS.
W. S.: Und das Personal, das Wachpersonal, von dem Sie jetzt da reden, die haben zum Teil heraußen gewohnt, nicht unbedingt …
Beide: (sofort) Nein, nix!
E. B.: Die haben alle im Lager gewohnt.
J. B.: Nur MS (?). Also herüben ist … praktisch am roten Steig, war das KZ-Lager und auf der drüberen (gegenüber) Seiten am Tafelweg heißt der Forst, weißt schon, der Schlag, war das SS-Lager.
E. B.: Vis-a-vis war das SS-Lager …
J. B. : Vis-a-vis … und da bist du gleich hineingegangen …
W. S.: Und da ins SS-Lager seid ihr hineingekommen als Buben …
E. B.: Da bin ich reingekommen.
J. B.: Da ist ja nix … des war ja alles offen, das SS-Lager. Vorne am Bau waren gleich die Brausen, war die Waschgelegenheit, vorne gleich…
E. B.: Ja, und die Küche …
J. B.: Und da waren Baracken, … die Küche isr ja herüben gewesen, drüben haben sie keine gehabt. Die Küche ist im KZ-Lager gewesen.
E. B.: Im KZ …
J-B.: Im KZ-Lager … Aber grad, da war ein kleiner Kessel drin, der praktisch für die Wachmannschaft gehört hat, und die großen jetzt, die haben für die Häftlinge gehört.
W. S.: Seid ihr in die Küche auch hineingekommen?
Beide: Ja, ja, … freilich …
E. B.: Ich hab sie ja nach am Krieg demontiert. Ich war nach am Krieg bei der Firma Harter in Ampfing und da haben sie die Brunnenanlage, …
Fr. M.: Dann haben Sie während des Krieges auch gesehen, was die gekocht haben für die Häftlinge?
E. B.: Ja, mir haben es auch probiert.
Fr. M.: Und, wie hat das dann geschmeckt?
E. B.: Ja (lacht), mir hat es nicht geschmeckt.
W. S.: Habt ihr die Bunkersuppe richtig probiert?
E. B.: Ja, … Bunkersuppe hat sie geheißen. Aber die SS hat dasselbe, also Mittag dasselbe Essen gekriegt. Da hat es Mittag auch nix Besseres gegeben.
J. B.: Da haben wir beim Arbeitsdienst das gleiche kriegt …!
E. B.: Aber, abends …
J. B.: Das sind lauter Zivile gewesen, das sind keine Häftlinge gewesen, die sind praktisch … wo sie die zusammen gefangen haben, das habe ich überhaupt nicht … das war strengstens verboten, du hast dich mit denen nicht unterhalten dürfen. Wer sich mit denen in Verbindung setzte beim Arbeitsdienst … der Wachmannschaft hast überhaupt keine … total verboten. Die haben uns auch so zusammen gedrillt, da wärst du ja in Gefahr gewesen, nicht. Wenn du mit denen ein Wort geredet hättest.
W. S.: Mit wem haben Sie jetzt nicht reden dürfen, mit den Häftlingen?
J. B.: Mit den Häftlingen.
W. S.: OK. Aber mit den SS-lern, da war es überhaupt kein Problem?
J. B.: Solche haben wir nicht gehabt, SS ist bei uns nicht gewesen. Bei uns ist lauter Arbeitsdienst gewesen und OT-ler sind da gewesen, die das unter sich gehabt haben und so, … den Bau.
E. B.: Aber das gehört jetzt da nicht her …
W. S.. Sie reden jetzt von Ungarn …
J. B. : Ja, des gehört nicht, … ich rede jetzt von Ungarn …
W. S.: Und jetzt da bei uns, dass wir das nicht durcheinander bringen, da habt ihr mit Häftlingen mal Kontakt gehabt, wenn ihr da drinnen gewesen seid im Lager?
E. B.: Nein, im Lager nicht.
W. S.: Nicht? …
E. B.: Nein, … da hast dir das nicht erlauben können. Da irgendwie …
J. B.: Aber da waren doch welche heraussen, wie gesagt … mit dem Kühehüten und da …
E. B.: Bei uns … .ah … da ist ihnen die Wasserpumpe kaputt gegangen, und da haben sie im Anfang nur einen Brunnen gehabt. Dann sind sie zu uns rausgekommen um Wasser. Mit dem Tankwagen und da hast du dich unterhalten können.
W. S.: Wer war denn da als Aufseher dabei?
E. B.: Da war ein Posten dabei …
J. B.: Ein SS …
Beide: SS, ja …
W. S.: Ein SS-ler. Also jetzt nicht ein Kapo, sondern ein SSler …
Beide: Ein SS.
E. B.: Also mehrere beieinander, das hat ohne Bewachung nicht sein dürfen.
W. S.: In Mettenheim haben sie erzählt, dass wenn sie jetzt z.B. von die Waggons … Kartoffeln aufgeladen haben, die Bauern, die sie dann in die Lager gefahren haben, dass das Aufladen haben ja auch die Häftlinge machen müssen, dass da Kapos als Aufsicht dabei waren. Aber bei euch, wo sie das Wasser geholt haben, waren SSler als Aufsicht dabei?
E. B.: Ja, ja … ein Mann.
W. S.: Und da habt ihr mit den Häftlingen aber reden können, der war nicht so scharf?
E. B.: Ja, ja …
W. S.: Hat man denen z.B. was zum Essen geben können?
E. B.: Nein, das hast du dir nicht trauen dürfen. Weißt, man hat ja den Posten nicht kennt, es waren ja immer wieder andere.
J. B.: Da war auch das, dass unsere Mutter gesagt hat, mir haben gestern noch Waldkraiburg bombardiert, haben wir an Bombentrichter drin gehabt, bei den Kartoffeln. Werden es vier … oder wie viel das gewesen sind, Bombentrichter … Dann hat ein SS-ler, nicht ein OT-ler, haben sie dir nachher da praktisch, haben sie mit den Schubkarren und mit Eimern haben sie Bombentrichter zugefüllt. Und unsere Mutter hat noch Kartoffeln gehabt, und, weil man Kartoffen dämpft hat für die Schweine praktisch, und da waren noch Kartoffeln drin, und die hat sie denen gegeben. Und das war natürlich ein Heiligtum, des kannst du dir denken. Kartoffeln übrig. So war das … die, wo frei gewesen sind, die wo nicht im Lager (deutet mit dem Kopf seitlich) drüben waren, an der Kraiburger Straße, die haben zum Betteln schon gehen können. Also Kartoffel, Brot, und … so Flieger haben es …
E. B.: So Spielzeug haben sie gemacht, geschnitzt …
J. B.:...Und die haben gut schnitzen können. Und das haben sie …
E. B.: gegen Lebensmittel eingetauscht …
J. B.: haben sie da praktisch gegen Lebensmittel (getauscht).
W. S.: Die, von denen Sie jetzt reden, das waren die Zwangsarbeiter gegenüber von der Schuster-Kiesgrube?
J. B.: Ja, ja … des waren … Lokführer, und lauter solche, die praktisch Maschinen gefahren haben bei der OT. Die waren frei.
Fr. M.: Die haben sich also auch was eintauschen dürfen?
J. B.: Ja, freilich. Die haben bei die Bauern rundum, und da haben da Tauschgeschäfte gemacht, die haben ganze Sachen da …
E. B.: … Aber jetzt müssen wir zurückkommen wieder zu der Baustelle … Da ist Kies abtragen worden, und wie dann der blanke Kies dort gewesen ist, sind nachher Kolonnen von KZ-ler gekommen, … also den Gleisbau haben auch schon KZler gemacht. Aber dann ist der blanke Kies ist alles mit Tarnfarbe gespritzt worden. Grün-braun, dass man also vom Flugzeug aus nichts gesehen hat.
W. S.: Und das haben KZ-ler gemacht?
E. B.: Das haben KZ-ler gemacht.
W. S.: Und die Aufsicht an der Baustelle, das waren OT-ler oder SS-ler?
E. B.: Das waren auch SS-ler.
J. B.: Lauter SS-ler …
W. S.: An der Baustelle auch?
J. B.: An der Baustelle auch …
E. B.: Die haben einen Ring gemacht um die Baustelle …
J. B.: Da ist eine Kette herum gewesen, eine SS-Kette. 1945, wie ich daheim gewesen bin, zu Weihnachten, bin ich bis hinein gegangen, und hab ich zugeschaut, wie die das … Das schlimmste war es, die Hochbetonmaschinen , die ich da gesehen habe, die den Zement hinauf tragen haben müssen. Da werden vielleicht 300 KZler werden vielleicht dagestanden sein. Die haben da einen Sack Zement holen müssen von der Zementhalle und haben den hinauftragen müssen zu der Hochbeton … Da ist eine Treppe hinauf gegangen zu der Hochbetonmaschine hinauf. Und hinten wieder hinunter. Das ist schon das schlimmste gewesen, was es gegeben hat, da unten an der Arbeit.
E. B.: Teils haben sie den Zement hinauf geblasen. Aber, wenn die Anlagen nicht funktioniert hat, dann haben sie es alles tragen müssen.
W. S.: Wissen Sie, wann sie die Anlage da gemacht haben, mit dem Raufblasen. Ist das von Anfang an schon so gewesen, 1944, das zum … wo Sie jetzt grad sagen, oder ist das erst später gemacht worden?
E. B.: Das ist später gemacht worden, also gleich am Anfang haben sie alles tragen müssen, bis das aufgebaut war.
J. B.: Bis der Zement lose gekommen ist. Mit den Waggons … da ist ja das Gleis hineingegangen von Mühldorf her und von Waldkraiburg war es schon fertig. Und da waren Zementbuden, so Holzbuden, und da ist der Zement lose drin gewesen. Und den losen Zement den haben die einschaufeln müssen auf die Kompressoren, auf die Gebläse praktisch. Und das haben sie hinaufgepumpt auf die Betonmaschinen.
W. S.: Ist das nicht mehr ganz so anstrengend gewesen, wie das Hinauftragen?
Beide: Ja, das ist schon eine Erleichterung gewesen.
J. B.: Aber die, wo es streng gehabt haben, die haben wir nicht gesehen, die wo den Zement da hinschaufeln haben müssen. Auf die Kompressoren…
E. B.: Das haben nur die Leute erzählt, die wo drin gearbeitet haben.
W. S.: Das habt ihr dann nicht gesehen? Gesehen habt ihr nur das mit dem Hinauftragen…
J. B.: Das habe ich gesehen, also persönlich, das mit dem Hinauftragen. Das habe ich mir angeschaut, das ist das Schlimmste gewesen, was es gegeben hat … Also 300 sind das auf alle Fälle gewesen.
Fr. M.: Die haben also nicht eine Kette gebildet, so wie man's vom Feuerlöschen kennt?
Beide: Die haben eine Kette … Einer hinter dem anderen sind die gegangen (beide zeigen es).
J. B.: Vorn hinauf, hinten hinunter, und … so war das die Kette. Das war das Schlimmste, stelle ich mir vor, das was ich da unten gesehen habe.
Fr. M.: Ich will damit sagen, die haben den ganzen Weg komplett allein machen müssen?
E. B.: Ja.
Fr. M.: Von Anfang bis Ende, die haben nicht des weitergereicht an den Vordermann, die haben alles selber …
Beide: Nein, nein, nein…
J. B.: Der wo den Sack gehabt hat, der hat über die Treppe hinaufgehen müssen und hinten hinab. Das … das ist das Schlimmste gewesen, was es gegeben hat. Denk ich einmal, mit dem Essen...
Fr. M.: Nix zum Essen … keine gute Versorgung. Wie war denn eigentlich die Versorgung für die Häftlinge, von die KZ-lern. Sind die dann eigentlich schon betreut worden, wenn einem wirklich was gefehlt hat, wenn er krank war, wenn er sich was gebrochen gehabt hat? Oder sind die …
E. B.: Ja … nix …
J. B.: Da waren schon dings da, … da wie nachher der Typhus ausgebrochen ist, haben sie gesagt. Da war schon ein Lazarett … ist da gewesen. Aber die werden ja sowieso, die erst neu gekommen sind, die wo schon zum Sterben gewesen sind.
W. S.: Aber vom Lager wisst ihr ja nix. Im Lager sind Sie nie drin gewesen?
J. B.: Nein, drin nicht (schüttelt den Kopf) …
E. B.: Erst danach, …
W. S.: Jetzt noch mal zur Baustelle zurück. Wie oft seid ihr jetzt wirklich so direkt an der Baustelle gestanden?
E. B.: Ja des war oft. Also nach der Verhaftung sind wir in der Baustelle nimmer … außer in Postenketten nimmer rein gegangen, weil das haben wir gewusst, dass man da Schwierigkeiten kriegt. Oder mit dem Fotoapparat hättest du dich da nicht blicken lassen dürfen, da hättest rechnen müssen, dass du erschossen wirst.
W. S.: Aber ungefähr, dreimal, fünfmal, zehnmal waren Sie jetzt an der Baustelle? …
E. B..: Ja, … (lächelt) vielleicht 50 Mal. Ja, … (lacht) …
W. S.: Und wirklich die verschiedenen Phasen … Also das, was Sie uns als erstes geschildert habe, mit dem Kiesabtragen und der Tarnfarbe, des war ganz am Anfang. Des mit dem Betonieren, Sie habe gesagt, des war um Weihnachten, als Sie vom Krieg daheim waren … ?
J. B.: Da ist zuvor ein Bagger gekommen, da sind ja so viele Bagger gekommen…
E. B.: Insgesamt haben 53 oder 54 Bagger gearbeitet … om ganzen Bereich.
J. B.: Drin ist ein großer Bagger gewesen, praktisch so ein Dings-Bagger … So a Löffelbagger und der hat drinnen beide Seiten als Fundament ausbaggert. Des geht hinunter, praktisch bis das Grundwasser kommt, geht 20 Meter hinunter … Da wo das aufgesessen war, der große Bogen … Und das ist innen, da sind wir nach dem Krieg hineingegangen, das ist innen hohl. … Ist innen hohl, und die Firma Wayss & Freitag da ist alles dann innen noch mit Holztreppen gewesen. Und da war’s schon so, keine Taschenlampen … haben wir so ein Karbid, wie sie die Juden gehabt haben zum gehen, haben die da so Karbid-Lampen gehabt. Und solche haben wir gehabt und da sind wir hinunter gestiegen. Nachbarn .... und da sind wir hinunter gestiegen und da haben das genau angeschaut.
W. S.: Nach dem Krieg, gell?
J. B.: Nach dem Krieg … Zuerst ist eine große Stahltür gekommen, natürlich ist die aufgebrochen gewesen, und da sind wir dann hinein gegangen, das war dann für die SS praktisch, dass da Luftschutzbunker, haben wir das angeschaut. Also dass da sicher drin wären, wenn da was wäre.
Fr. M.: Das ist bestimmt nicht verkehrt, ja.
J. B.: Und da ist es dann so gewesen, wie sie die beiden Fundamente gehabt haben, beide Fundamente, links und rechts …
E. B.: Dann ist da die Schütt´…
J. B.: Dann ist die Schüttung gekommen …
E. B.. Ist aufgeschüttet worden …
J. B.: Ist aufgeschüttet worden, und über den Kies …
E. B.: … ist ein leichter Beton gekommen, ein ganz dünner, und dann ist die Eisenarmierung drauf gekommen.
W. S.: Habt ihr gesehen, wer die Aufschüttung gemacht hat? Also, wer das von der Nationalität her war. Waren des Polensky & Zöllner-Leute oder waren das jetzt Russen, wie Sie vorhin geschildert haben? Also wer jetzt?
E. B.: Das war ganz gemischt. Polensky & Zöllner ist ja der OT unterstanden. Die Polensky & Zöllner-Arbeiter, die haben da OT-Uniformen tragen, gell.
W. S.: Aber die Russen, die Baggerfahrer, wo sie gesagt habe, die haben ja auch OT-Uniformen tragen, gell? …
Beide: Na, nix …
J. B.: Die sind privat gewesen, … die sind direkt zivil gewesen.
W. S.: Und jetzt noch mal: Das Aufschütten von dem Kiesteil, da haben einfach alle möglichen Straßenarbeiter gearbeitet? …
Beide: Da hat alles gearbeitet.
W. S.: Aber die Häftlinge waren da jetzt weniger dabei?
J. B.: Doch, doch, da haben Häftling, … da ist praktisch mit Kran, stell ich mir … das hab ich nicht gesehen … mit Kran haben die den Wall auf …
E. B.: Zuvor mit Raupen, so weit es gegangen ist. Und nachher haben die das mit den Kränen aufgeschüttet. Und da hab ich ja einen Häftling gekannt, der war ein Jude, ein tschechischer, der war Kranführer.
W. S.: Des heißt also, auch die technischen Berufe haben zum Teil die Häftlinge gemacht?
E. B.: Genauso ja.
W:S.: Haben Sie, des werden Sie jetzt nicht wissen, ob die SS die Häftlinge so ausgesucht haben, dass sie da so technische Berufe speziell da gehabt haben? Ob jetzt da geschaut worden ist, ob einer Kranführer ist oder Baggerführer oder …
J. B.: Werden da schon geschaut haben, weil nach dem Krieg, mein Nachbar, der Unterstrasser, der war nach dem Krieg noch Bürgermeister, und da haben sie auch (die Juden), Futter haben sie wenig gehabt, und die haben einen Haufen Rösser drinnen gehabt. Weil die Fuhrdienste im Lager haben sie mit Ross und Ochsen gemacht, wegen dem Treibstoff. Und da war ein Tierarzt da. Und das ist ein ungarischer Tierarzt gewesen, hat deutsch gesprochen ... , und der hat immer gemeint, da der Nachbar, der Unterstrasser, er hätte einen Brief, er sollte an Brief einwerfen. Aber der hat sich nicht getraut, ja das ist zu gefährlich gewesen, bei uns da, wenn man den Brief eingeschmissen hat, dass sie daheim was wissen. Das ist alles nicht so einfach gewesen, wie man sich das heute vorstellt. Alles ist ... durch Zensur ist das gegangen.
W. S.: Aber der Tierarzt, … also wenn heraußen ein Bauer Vieh gehabt hat, das krank geworden ist …
J. B.: (energisch) Na, nix … nur für sich, … nur für ihre Viecher, ihre Rösser und für ihre Ochsen ist der Tierarzt da zuständig gewesen.
W. S.: Aber wie ist der dann mit einem Einheimischen zusammen kommen, mit dem Brief, das versteh ich noch nicht, das müssen Sie mir erklären.
J. B.: Weil die, die haben im Herbst da heraußen Ihre Rösser und … heraußen gehütet und so … mit KZler. Und da war der Tierarzt auch dabei. Und da ist der Nachbar da bekannt worden mit dem Tierarzt. Ja, der hat total deutsch gesprochen, der Tierarzt und sagt er: Ja der ist gern da, aber sagt er, ich hab mir nicht getraut, aber des ist ja … dass man auch sofort erschossen worden.
Fr. M.: Das hätte man zurückverfolgen können, wo der Brief herkommt, dann wäre er selber dran gewesen.
J. B.: Freilich … Ja, das sagt man schon, das ist nicht so einfach gewesen …
Fr. M.: Da würde mich jetzt auch noch eines interessieren: Grade diese Ungarn und die Russen, wie der Krieg aus war, haben die vorher noch die Nazis wieder abtransportiert oder sind die untergetaucht … ?
E. B.. Einen Teil von den Juden haben sie abtransportiert …
Fr. M.: Von die Juden schon, aber ich meine jetzt auch diese Spezialarbeiter, wie die Ingenieure oder der Tierarzt … sind die noch in ihre Heimatländer zurückgeschickt worden oder … ?
E. B.: Nein, … das glaube ich nicht. Das war mit den Fronten gar nicht möglich, glaub ich.
J. B.: Nein, nein … nach dem Krieg … aber da sind ja viele gar nicht heimgegangen. Viele wollten gar nicht heim, wie das bekannt geworden ist, dass die nach Sibirien, … das hat sie schnell verbreitet, dass die auf Sibirien … Wie da beim Nachbarn, da war gleich ein Ukrainer, Peter hat er geheißen, der ist gleich auf Amerika gegangen. Die haben das schon gleich gerochen, dass der Russe die nach Sibirien schickt.
E. B.: Die, wo in Deutschland waren, kamen gleich alle ins Lager.
J. B.: Wir haben eine Flüchtlingsfrau gehabt, und der ihr Mann war in Russland – der ist erst, wie die alle zurückgekommen sind, ist er erst zurückgekommen – und die hat gesagt, sie sind schlimmer bewacht, hat er gesagt, wenn sie vorbeigeführt worden sind, vor die andern, dann haben sich die anderen niederknien müssen. Dass keiner unter den Deutschen schwindeln kann. So sind die so streng bewacht worden, die praktisch in Deutschland, oder für die Deutschen gearbeitet haben.
W. S.: Ist da bei uns, oder in der Nähe von Ampfing oder von Mettenheim noch so ein Lager gewesen, für die DP’s , haben die dann geheißen, praktisch für die Leute, die dann, wie Sie jetzt sagen, nach Russland oder nach Polen oder nach Ungarn zurück gebracht worden waren.
Beide: Ja, ja, …
E. B.: Das Frauenlager in Waldkraiburg … Der Föhrenwinkel ist …
W. S.: … das Steinlager …
Beide: Nein, … der Föhrenwinkel …
J. B.: Das war das ein Frauenlager, … da waren lauter Frauen, hauptsächlich französische Frauen sind hauptsächlich da gewesen.
E. B.: Ja, und Deutsche, … waren ganz viele.
J. B.: Ja, ja. Aber da drin waren hauptsächlich französische, die praktisch … dienstverpflichtet gewesen sind.
W. S.: Und da haben sie die Ausländer jetzt auch von Ampfing usw. zusammen gezogen?
J. B.: Und die haben dann zusammen ... hinten, wo die Salesianer hinten sind (schaut seinen Bruder an)
W. S.: In Zangberg …
J. B.: Nein, die Salesianer hinten in Aschau … ( E. B. bestätigt: in Aschau)
W. S.: In Zangberg nicht? Uns hat der Herr Fadanelli erzählt, dass in Zangberg eben auch so ein Lager gewesen ist für die Leut’, die nach Osten …
Beide: Das ist möglich, das kann schon sein … das Kloster … weil im Kloster haben ja die einen Haufen Maschinen eingelagert gehabt.
E. B.: Das war von … Peenemünde war ein Teil da. Ja, in Kloster Zangberg …
W. S.: Habt ihr das damals auch mitgekriegt, oder haben Sie das im Nachhinein erfahren, nach dem Krieg?
J. B.: Nach dem Krieg …
E. B.: Der Dunkel, Otto Dunkel, der war auch in Ampfing.
W. S.: Aber das haben Sie ja alles nach dem Krieg erfahren, das haben Sie während des Krieges nicht alles … ?
Beide: Nach dem Krieg, ja, ja, …
E. B.: Da haben sie ja Maschinen gebracht, da sind Züge gekommen, am Flugplatz. Die haben einfach ausgeladen, links und rechts …
J. B.: Da war in Mettenheim ein Flugplatz. Links und rechts von dem Gleis, das ist um den Flugplatz herum gegangen, … und rechts haben die spezial …
Mit den ganzen Maschinen ..., die sind im Freien draußen gewesen. Wenn auch so eine Maschine, so eine Drehbank oder die Fräsen und das alles, des wenn verrostet, das ist praktisch Schrott gewesen. Aber das ist dann alles fort gekommen auf Reparation.
Fr. M.: Das haben dann die Alliierten geholt …
J. B.: Ja, …
W. S.: Aber noch mal, wie es gebracht worden ist, das ist eben auch genau über den Flughafen und über die Bahnbrücke ... , da hat ein Einheimischer nix mitkriegt? Erst dann, wie sie abtransportiert worden sind …
Beide: Nein, nein … das haben sie schon gesehen.
E. B.: Wenn man vorbeigefahren ist, das Ausladen...
J. B.: So war es ja am Flugplatz auch. Am Flugplatz, da hast jeder Zeit hineingehen können. Das wenn einer gelandet ist, sagt man, ein größerer, wie der 6motorige da gewesen ist, das ist praktisch wie die Transall heute ist. Das System hat die gehabt, die hat 23 Räder drinnen gehabt und da haben sie ja einen Panzer hineintun können. Und bis die in die Höhe gekommen ist, wenn die gelandet gewesen ist, grad dass sie über die Zangberger Straße über die Bäume drüber gekommen ist.
W. S.: Und da seid ihr, wenn so eine große Transportmaschine gekommen ist …
J. B.: Ja, ja … sind wir mit unseren Radln gefahren, nach Mühldorf oder irgendwas. Wenn grad so was gewesen ist, hast du dich still verhalten und hast zugeschaut. Und bist auch vielleicht hingegangen.
E. B.. Eine Transportstaffel war direkt da, von Condor und JU 52. Die sind nach Griechenland und Italien sind die geflogen.
Fr. M.: Ja, die Condor, die waren ja ganz früher im Spanischen Bürgerkrieg. Die sind dann da unten wieder weggekommen…
J. B.: Ja, da hat´s eigentlich die Condor noch nicht gegeben …
E. B.: (unterbricht) Ja, die hats schon gegeben, die Lufthansa hats halt gehabt …
J. B.: … Die Lufthansa hats halt hauptsächlich gehabt …
E. B.: Aber dort, im Krieg haben sie die schon als Transporter oder als Bomber eingesetzt.
Fr. M.: Sie haben jetzt da grad von Peenemünde geredet. Da würde mich jetzt auch noch was interessieren. Da hab ich nämlich mal was läuten gehört, dass da auch Raketenteile bei uns gelagert worden sind in der Gegend. Also Mettenheim, Zangberg, Heldenstein, da rauf …
E. B.: Also, da weiß ich nix. Also in Zangberg war … was da …
Aber des haben die Amerikaner alles kassiert. Also bei uns … die haben ja da schon Flugzeugteile angeliefert, also Blechteile und Triebwerke von BMW in München. Haben sie dort die Triebwerke schon angeliefert, und das Werk war noch nicht fertig …
J. B.: ... für die ME 262, …
E. B.: Und wie der Amerikaner gekommen sind, haben sie die raufgefahren da mit den Loren, und haben sie da in die Kiesgrube runtergekippt. Eine kleine Sprengladung hinein, war noch in Kisten verpackt, und … ich hab da Schlosser gelernt gehabt und … komm ich da drauf, dass da ein Benzinmotor drin ist. Hinten ist ein Anlasser. Und haben wir da einen ausgebaut … na, drei Stück, mit einem hab ich nicht gelangt. Und nachher haben sie uns irgendwie hingehängt und dann kommt Polizei, und … ja, was ist das? Ja, das ist … ein Winninger(?) , ein Motor. Ja, der Polizist schreibt einen Winninger-Motor auf (lacht vergnügt), dann kommt die Militärregierung und schaut sich das an, dann haben die Amerikaner die ganzen Triebwerke raufgezogen und haben sie fort. Vor ein paar Jahren, da ist ein Kieswerk drunten, der Bäuerle, ist jetzt wieder einer zum Vorschein gekommen, nur ein Teil …
J. B.: Nur ein Teil … Die hat der Haider (Heider?) und der Loaner (Lehner/Leiner?) hat des …
E. B.: Der Bauer, dem der Grund gehört, der hat ihn dann raufgezogen.
Fr. M.: Ja, da wird noch öfter was auftauchen. Aber jetzt noch einmal zu den Häftlingen zurück ganz kurz. Gibt es da a irgendwie an Nachweis, oder haben Sie das vielleicht sogar selber erlebt, dass Häftlinge eingesetzt worden sind auf dem Flugplatz in Mettenheim? Beim Bau oder später beim Ausladen?
E. B.: Also beim Ausladen schon, überall in Ampfing auch …
Fr. M.: Da sind die zu Fuß rübermarschiert und haben da …
E. B.: Ja, … oder von Ampfing nach Zangberg … also von Ampfing vom Lager her zur Firma Wayss & Freitag, das war eine große Firma … zwischen Ampfing und …
J. B.: Neufahrn …
E. B.: … war ein großes Betonwerk. Da waren lauter Brückenkräne, dass sie die schweren Teile heben konnten …
J. B:. Und die haben die Fertigteile gemacht, die wo unten eingebaut waren. Die wo unten praktisch in der Halle eingebaut worden … des sind die Einbauteile gewesen. Die da unten hineingekommen waren.
E. B.: Aber die sind nimmer dazugekommen, aber die Teile waren soviel fertig, die hat die Firma Wayss & Freitag alle verkaufen können, die haben alle weg … Für den Städteaufbau haben die alle, die Treppenteile, das haben sie alles verkaufen können.
Fr. M.: Das hat man dann alles brauchen können?
E. B.: Hat man alles brauchen können …
Fr. M.: War ja fertig verladen und wenn da die Häftlinge hingeführt worden sind, sind da die Leute aus der Bevölkerung, also Sie und Ihre Eltern, sind die da weggeschickt worden von der Straße … Oder haben Sie da stehen bleiben können …
Beide: Nein, nein, nein...
E. B.: Aber, wir haben sie schon gesehen. Also, da muss ich sagen, die haben immer ein Wagerl dabeigehabt, entweder so … Japaner haben sie die genannt, wo sie … das ist so eine Mulde gewesen mit so großen Rädern und da haben sie die, wo es nimmer ging, haben sie die geschoben, die haben sie da weggefahren. Oder sie haben so ein Vierradl oder einen kleinen Wagen gehabt, da haben sie die aufgeladen, immer. Wenn sie Tote gehabt haben oder der nimmer gehen hat können …
Fr. M.. Das muss aber für die Bevölkerung ein schlimmer Eindruck gewesen sein …
Beide: Ja, ja …
J. B.: Freilich ist das ein Eindruck gewesen …
Fr. M.: Das haben das bestimmt nicht vergessen. (beide in Gedanken)
J. B.: Beim Manghofer da ist einmal einer hinumtergerutscht. Da haben sie von Mettenheim, … da haben sie einen Wagen, da haben sie mit ihren Ponys, oder was sie da gehabt haben … da haben sie ja auch sämtliche Rosse gehabt, ist ihnen einer weggefallen, im Winter, da ist ja alles gefroren gewesen, da ist ihnen auch einer heruntergerutscht, der ist an der Straße dagelegen. Praktisch die, was da zum Beerdigen eingesammelt haben …
W. S.: … ins Massengrab hinein praktisch?
J. B.: ... ins Massengrab hinein, ja. Zum Massengrab haben wir ja schon hingeschaut, wie es praktisch in Betrieb … wie sie noch eingegraben haben …
W. S.: Ihr seid schon Lausbuben gewesen, oder. Da hätte man euch jetzt nicht erwischen dürfen…
Beide (lachen): Ja, …
W. S.: Da hätte man euch jetzt doch nicht sehen brauchen, wenn ihr beim …
E. B.: Es kommt drauf an, was für Posten es gewesen wären …
J. B.: Was für ein Posten, dass es … Wenn´s natürlich ein spinnerter gewesen ist … dann ist es natürlich schon schlechter gewesen, aber so ein …
Fr. M.: Aber traut haben Sie sich schon was! … Sie zwei …
Beide: (lachen): Ja, ja …
E. B.: Mir sind Loks … also der Mittermaier, der wo das Betonwerk gehabt hat, das Baugeschäft in Ampfing, der Franz und ich waren gleich alt. Und sein Bruder, … (?) … war eine Lok abgestellt neben dem Wald am Sonntag Nachmittag, sind wir gefahren (deutet mit der Hand hin und her, lachen beide) … na kommt ein OT (?)-Mann. Lok abgestellt und abgehaut. Der hat uns nicht einholen können, aber die Mittermaiers, die waren so schlau, sie sind nach Neufahrn zu einem Freund. Sind da bis neune abends geblieben und sind dann erst heimgegangen. (lachen fröhlich) … Aber, ein zweites Mal haben wir es nimmer probiert …
W. S.: Wollte ich jetzt grad sagen … Wann war das, wo ihr da erwischt worden seid, wo ihr verhaftet worden seid?
E. B.: Das war schon im Juli oder August …
J. B.: Ganz am Anfang war das.
E. B.: Das war am Anfang, wie sie das Betonieren angefangen haben,
W. S.: Aber danach seid ihr schon noch einmal hinaus, oder?
E. B.: Aber ja, schon öfters. Aber so, weißt schon, so gefährliche Unternehmungen, das ist schon … riskant gewesen.
W. S.: Aber die Eltern haben das nicht wissen brauchen?
E. B.: Na, ja was denkst denn … (lachen fröhlich) …die Mutter, die hat uns ja so zusammenputzt immer…
J. B.: Mein Vater war noch beim Dings, beim...
E. B.: beim Werksschutz …
J. B.: beim Werksschutz war der …
E. B.: bei der Spreng-Chemie …
J. B.: Bei der Spreng-Chemie, da war er praktisch Schichtleiter, auch der Schichtführer, bei der Schicht. Weißt, wenn du .... da wäre es problematisch gewesen …
W. S.: Es war gut, dass sie es nicht gewusst haben, oder?
Beide (lachen laut und fröhlich)
J. B.: Das ist immer so, als Junger wird herumgesucht, so ist das heute auch, da braucht man sich nix denken.
W. S.: Das Eisenflechten bei der Baustelle, sind da auch Häftlinge eingesetzt worden? …
Beide: Ja, ja …
E. B.: Zum Biegen und zu allem, also überall … das ist auch eine strenge Arbeit gewesen.
W. S.: Ich würde mir das jetzt vorstellen, dass das so eine richtige Spezialarbeit ist, die Spezialkenntnisse braucht, ist schon so, oder?
E. B.: Ja, ja … da waren schon Facharbeiter dabei …
J. B.: Waren schon OT-ler dabei …
W. S.: Also, die Facharbeiten haben die OTler gemacht und die Häftlinge …
J. B.: Nein, die Arbeit haben schon … die OT-ler haben grad angeschafft, praktisch so schau ich das an. Die haben grad das hergezeigt …
E. B.: Aber das Einbiegen haben hauptsächlich KZ-ler gemacht.
W. S.: Das haben die Häftlinge gemacht ?
Beide: Ja, ja. Das haben die KZ-ler da …
J. B.: Nicht, das ist ja praktisch herunten ist das schon vorgebogen, da haben sie ihre Biegemaschine …des Eisen tragen, nicht. … als wie die Strecke nach … da haben sie noch kein Gleis nicht gehabt … Da haben sie von da … zwischen, wie sag ich denn gleich … wenn man von Mettenheim … Süd, haben sie links und rechts von der Bahn haben die das Eisen grad von der Bahn heruntergeworfen. Und haben es noch da reinbringen müssen.
E. B.: Also wieder auflegen auf die Loren, auf die Feldbahn, …
W. S.: Also auf die kleinen praktisch, auf die Stichbahn, die da herumgegangen ist …
E. B.: Da haben sie es nachher hinein gefahren, bis die Bahn eingebaut war. Also … Reichsbahn.
W. S.: Das heißt, dass die Häftlinge das mit dem Zementschleppen machen mussten, dann haben Sie richtig selber gesehen, dass da bei dem Eisenbiegen und bei allem, was mit Auf- und Abladen …
E. B.: ( unterbricht) oder Gleisbauen, Gleis verrücken …
J. B.: Gleis verrücken, immer wieder...
W. S.: Was heißt Gleis verrücken? …
E. B.: Auf der Kippe … weißt, das wird immer wieder höher und breiter, und da muss das Gleis immer wieder angehoben werden oder seitlich verschoben ... (unterstützt mit den Händen)
W. S.: Aha, und das haben auch die Häftlinge gemacht? …
Beide: Alles die Häftlinge … da hat kein Deutscher … nix angerührt. Es waren auch so wenig da.
J. B. Es waren ja grad … vom Polensky die … (?) …
E. B.: hauptsächlich die Führungskräfte …
J. B.: Die Führungskräfte …
E. B.: Maschinisten und …
W. S.: Also, jetzt noch mal, dass ich mir die Baustelle richtig vorstelle: Außenrum ist die Postenkette, das sind die SSler gewesen, innen waren die OTler, die Verantwortung für die Tätigkeiten gehabt haben und dann aber auch die Aufsicht über die Häftlinge. Oder war innen drin auch noch einmal die SS?
Beide bestätigen nickend: Ja, ja, …
E. B.: Weißt, eine jede Gruppe hat seinen Kapo gehabt. Aber das waren die Schlimmeren. Die waren schlimmer als wie die SSler.
W. S.: Habt ihr das gesehen, was die Kapos für Winkel gehabt haben? Waren das die Schwerverbrecher, das hat ja … es sind ja …
E. B.: Nein, das ist ganz gemischt gewesen. Ganz gemischt. Das ist ganz gemischt gewesen.
J. B.: Ich sag, dass es gute Kapos gegeben hat und … spinnerte, wie es halt überall ist.
E. B.: Aber ich sag, mir haben immer gesagt … die sind schlimmer wie die SS-ler, die Kapo! Ein Großteil.
W. S.: Habt ihr das gesehen, haben die die grünen Winkel, diese Schwerverbrecher - Winkel, auch auf ihren Klamotten gehabt oder habt ihr da nicht aufgepasst?
J. B.. Da haben wir nicht aufgepasst …
E. B.: Bis dort haben wir noch nicht gewusst, was das und das Zeichen ist.
W. S.: Aber gesehen, dass verschiedene Zeichen da sind schon, bloß nicht gewusst, was die bedeuten?
E. B.: Verschiedene, ja … was politische oder … kriminelle waren. Ob Zigeuner oder was war. Also bei uns waren ja außergewöhnlich viele polnische KZler und Ungarn …
E. B.: Und Tschechen. Die da bei uns da waren des …
J. B.: Die Frauen, die waren doch von Finnland oder wo sind die her gewesen? ...
E. B.: Nein, bei uns haben nach dem Krieg zwei Frauen gewohnt, von Lettland. Ich weiß nicht mehr… von Lettland, oder von Estland. Aber die haben auch beide deutsch gesprochen. Also bei uns … da hat der Lagerkoch, der hat bei uns kocht. Da ist auf Schichten gegessen worden. Da haben am Mittag um die dreißig Personen gegessen.
J. B.: Das war nach dem Krieg …Wie sie befreit worden sind. Und das Schöne war das, ich weiß ja vom meinem Vater, wie die Amerikaner, da sind sie an der Straße drüben gestanden, die Amerikaner, die Panzer, vorne ein Jeep, und da drin war ein … geschrieen haben die Juden, das war furchtbar. Da hat der Vater das Rad genommen …
E. B.: Wie beim Fußball, wenn ein Tor …
J. B.: Nein, hat der Vater das Rad genommen und ist hingefahren. Jetzt ist da der Hauptmann an der Straße dort, der Vater hat den gekannt , an der Straße dort, na sagt er, Bua, sagt er Vater die Amerikaner …(?) … I kann nimmer, ich kann's nimmer weghalten …
E. B.: … nimmer weghalten, weißt ich will keinen erschießen.
J. B.: Da hat mein Vater das Rad wieder genommen, und ist, den Leichtsinn hat er gehabt, ist er den Amerikanern entgegen gefahren und hat zu dem Jeep, der hat deutsch gesprochen, zu dem hat er gesagt: Sie müssen sofort kommen, weil der hat gesagt, er kann sie nimmer aufhalten. Wenn jetzt der auf den Vater geschossen hätte, dann wäre es vorbei gewesen. Hätten sie auch leicht tun können.
E. B.: Ja, nachher, da war es dann gut, … Das war da hinten, bei dem ersten Haus. Der Besitzer, da waren im Keller drunten SSsler, die haben sie da versteckt gehabt. Und da waren die Amerikaner im Haus drin und haben gefragt, ob auch SS da ist. Nein, hat er gesagt, die Tochter ist gleich davon gelaufen. Ja, und dann sind die Amerikaner nach Waldkraiburg in … in die Spreng-Chemie in Richtung Kraiburg. Die haben sich nicht aufhalten lassen. Die haben gesagt, da kommt ein extra Trupp von Ampfing her. Also zum Lager befreien … Und dann sagt der Hausbesitzer: … macht den Deckel auf, sagt er: Jetzt mag ich nicht mehr, jetzt müsst ihr abhauen. (lacht)
W. S.: Kann man gut nachvollziehen … Seid ihr bei der Befreiung oder direkt nach der Befreiung auch drin gewesen im Lager?
Beide verneinen.
E. B.: Nein, also ich bin vom Haus nicht weggegangen.
W. S.: Da hat man sich dann nicht mehr getraut? …
E. B.: Nein, des war zwar gefährlich. Mir haben da erst um … (überlegt) ... um fünf Uhr Fahnen rausgehängt, die weiße.
J. B.: … war die SS… (?) , des war ja unmöglich gewesen, nicht …
W. S.: Ja klar, ihr seid direkt mitten drin gewesen. Die SS zum Teil noch da, und da werden noch ein paar Narrische auch dabei gewesen sei, oder? …
J. B.: Ja, solche gibt es immer …
Fr. M.: Da haben noch etliche dran glauben müssen.
J. B.: Nachher, bei der Befreiung, da sind die Juden gleich zu uns herein, überall zu die Bauern überall hin. Und zu uns … überall wo Platz gewesen ist … (stupst seinen Bruder an) … wie viele sind denn da gewesen, Juden, bei uns? …
E. B.: (überlegt) sechs. Ja, die da geschlafen haben.
J. B.: Die haben gleich die Betten …
E. B.: Aber, ich muss sagen, also wirklich, das waren tschechische Juden, also bis auf die zwei Frauen, und wirklich anständige Leute.
J. B.: Die haben bei uns, im Stadl drin haben sie zwei Ochsen geschlachtet.
E. B.: Dass sie etwas zu essen gehabt haben.
J. B.: Und da war ja … der Koch, wo hat denn der gewohnt, der Gustl, wie sie immer gesagt haben. (wendet sich an seinen Bruder)
E. B.: Das weiß ich jetzt nimmer …
Fr. M.: Haben Sie mit dem dann Kontakt gehalten dann die nächsten Jahre?
E. B.: Nein, nein … Also die, wo bei uns waren, waren bis zum Juni da, und dann sind die heim in die Tschechei. Nach einem Monat sind sie wieder zurückgekommen,
W. S.: Ach so, die sind heim und wieder zurückgekommen! ...
E. B.: …Und wieder zurückgekommen …
W. S.: Und sind dann wo hin? …
E. B.: Die sind dann … also dann sind sie in ein Lager gekommen und von da weg nach Amerika.
W. S.: Praktisch emigriert …
Fr. M.: … Sie sind gleich geflüchtet aus der Tschechei raus und sind dann weiter nach Westen.
J. B.: Und da sind … drei sind ja dann dageblieben, die da bei den Bauern gewesen sind.
E. B.: Ja, ...
J. B.: Das ist der … Lorenz gewesen, das ist …
E. B.: … ein Jugoslawe gewesen. Aber, ich glaube, dass er auch eine deutsche Abstammung gehabt hat. Der hat es nicht direkt gesagt, aber der hat beim deutschen Militär was angestellt, gestohlen …
J. B.: … Der hat studiert und da ist er praktisch an eine Hochschule gegangen, und da war er wahrscheinlich und da ist er ins KZ gekommen, der Lorenz. Der Lorenz, mit dem sind wir ja mit fortgegangen, der war ja beim Lehner oben, … Der hat auch nach dem Krieg, der Lehner war auch in Gefangenschaft in Amerika, hat er geackert mit den Ochsen, und alles Mögliche hat der Lorenz getan. Und die haben noch beim Bart (?) gebaut, die drei. Der Dembik von Neumarkt draußen und der Lorenz, und der Elektriker, der ist auf Amerika ausgewandert …
E. B.: Nein, der Elektriker …
J. B.: Nein, der … Fernsehtechniker …
E. B.: Nein, war kein Fernsehtechniker – Zahnarzt war er …
J. B.: Ich hätte gemeint ein Fernsehtechniker war er …
E. B.: Nein, Zahnarzt war er …
J. B. Jetzt haben sie das dann … und der Polensky, und dass da besser abgeht mit der Abwicklung, …
E. B.: … der Entnazifizierung …
J. B.: ... Bei der Entnazifizierung haben der Polensky ... hat da des Haus hinbauen müssen. Und die Frau Liner (?), da Schorsch ist ja noch im Gefangenenlager gewesen, die Frau Liner (?) hat ihnen einen Grund gegeben, die Oma, dass da draußen hinbauen haben können, für den Lorenz und für die drei. Miteinander haben sie nachher des Haus gebaut. Und der andere ist nachher auf Amerika ausgewandert, jetzt haben sie es verkaufen müssen. Das war aber schon nach der Währung.
W. S.: Aber länger dageblieben sind die dann nimmer?
E. B.: Der Fritsch, der war noch zehn Jahre da …
J. B.: Die zwei … ach ja, der ist ja noch da! Der ist ja noch in Burghausen. Seine Frau hat auch so ein kleines Lokal gehabt, und er hat Süßwaren-vertreter gemacht.
W. S.: Lebt da noch einer von denen?
E. B.: Der Fritsch lebt noch …
W. S.: Wo?
Beide: In Burghausen.
J. B.: Aber der gibt keine Auskunft nicht her. Da ist ja der Lehrer schon fort gewesen…
W. S.: Der Müller … ?
J. B.: … Der Lehrer Müller war schon da, ja. Auch der Dembik hat auch nicht viel … Das ist … war, hat er gesagt, und das ist vorbei, und aus.
E. B.: Ah … Brunner hat der geheißen, der wo nach Amerika gegangen ist … war ein Zahnarzt, …
J. B. Und die zwei, praktisch, die wollten nach, wie uns der Müller gesagt hat, die wollten nix mehr wissen von denen.
E. B.: Der Brunner aber, der Name hat nicht gestimmt … Das hat mir der Fritsch erzählt.
W. S.: Dass er einen anderen Namen angenommen hat.
E. B.: Ja, aber … also ich hab vermutet, ich kann es nicht sagen, er war Zahnarzt. Er hat die …(?) … Häftlinge Zähne reißen müssen und da ist ein bisschen ein Handel gegangen. Bei verschiedene SS-ler.
W. S.: Ist klar, das sind Goldzähne gewesen…
Fr. M.: … Waren Goldzähne, das war ein Wertgegenstand …
E. B.: Ich weiß noch, weil der Hans war ein Verdächtigter, der ist gehängt worden, der Schallermeier …
J. B.: Den haben sie ja doch erwischt, den Schallermeier …
E. B.: Ja, ja, ja … der ist im August in Ampfing … der hat da hinten bei dem Bauern an Koffer eingestellt gehabt …
J. B.: … Hätte er den Koffer holen wollen …
E. B.: Er hat ihn schon geholt. Und nachher haben die KZ-ler, ich glaube, der Fritsch war dabei …
J. B.: Ja, der Lorenz, die haben ihn gesehen und die haben ihn gesehen, und dann haben sie ihn gleich fort …
E. B.: … die Amerikaner verständigt …
J. B.: … Haben sie gleich fort, die Amerikaner, das kannst dir denken … Wenn er auch ein solcher Häuptling gewesen ist, das kannst dir denken … was der auf dem Gewissen gehabt hat …
E. B.: Der ist von Dachau, war in Dachau schon ein berüchtigter Posten gewesen.
Fr. M.: Das haben sie dann nimmer haben wollen, dass der durchkommt.
E. B.: Ja, … aber, dass wir zurückkommen. Der Fritsch hat mir einmal erzählt, sagt er: Ich habe heute eine Begegnung gehabt, ich glaube in Aschau wars, der Langleist, sagt er, das war der Langleist, unter lauter Polen. Sagt er, aber ich … ich hab mich nicht getraut, sagt er, weil die hätten mich fertig gemacht. Und bis er die Amerikaner verständigt, ist das, sind die fort gewesen. Aber, den haben sie später erwischt …
W. S.: Den Langleist haben sie erwischt, der ist auch verurteilt worden …
E. B.: Ja, … aber jetzt, da war ja noch ein Sturmbandführer, der Weiß …
W. S.: Den Namen kenne ich jetzt nicht …
E. B.: Ja, und dem seine Frau hat auch da gewohnt. Und ich weiß nicht, die dumme Frau, die ist nicht abgehauen. Und die haben sie danach ziemlich gehaut (?)
W. S.: Die jüdischen Häftlinge, die sie bei euch einquartiert haben … das ist ja … es waren ja auch viele Plünderungen. Viele Revanche auch, habt ihr da was mitgekriegt?
E. B.. Ja, bei uns haben sie nicht plündert …
J. B.: Den Radio (weist zur Seite) da haben sie gesagt, der …
E. B.: Unser Radio, wir haben einen Blaupunkt-Radio gehabt.
J. B.: Das ist schon ein besseres Radio gewesen und das Radio haben die Polin, haben den herunter getan, hat unser Mutter immer gesagt. Dann haben sie ihn schon da draußen gehabt …
E. B.: (unterbricht): Nein, nein, nein …
J. B.: Nicht? …
E. B.: Na, … Ich bin da gesessen (weist neben sich) . Sie wollten den Radio. (lacht ganz heftig in der Erinnerung in sich hinein) …
J. B.: … Durch die SS-ler praktisch haben die …
E. B.: Ich hab eine Pistole gehabt … Walter-Pistole… unter dem Tisch. Der hat schon hingelangt drauf. Ich bin da gesessen, da lauter Juden (weist neben sich). Hab ich meinem Nachbarn geben, die Pistole … (ist sehr gerührt in der Erinnerung).
Fr. M.: Damit Sie selber keinen Blödsinn machen können, gell … Aber, verdenken kann man das nicht, wenn man so Probleme kriegt damit …
Beide: ( nicken vor sich hin, J. beobachtet seinen Bruder, sind ganz in der Erinnerung)
E. B.: … (?)… Schicksal! …
Fr. M.: Hat der des mitkriegt, dass Sie die Pistolen weitergegeben haben?
E. B.: Nein, … draußen ist es nachher zu einer Schlägerei gekommen, und er ist am Hauseck dagestanden mit der Pistole … und dann sind sie abgeschoben. Und sie haben nur … eine Leuchtkugelpistole gehabt und ich habe das gekannt vom Flugplatz her als Bub. Und ich habe mich nicht gefürchtet.
W. S.: Weil Sie es gewusst haben, dass des bloß ein … ?
E. B.: Ja, dass es halt keine Munition gehabt hat … Dann sind sie ins Auto, wollten nach Salmanskirchen fahren, und da war (muss lachen) die Isenbrücken gesprengt und da war nicht abgesperrt. Und dann sind sie direkt in die Isen hinein und ihre Fahrt war aus … (lacht fröhlich)
W. S.: Also lustige Sachen hat es dann auch gegeben …
Fr. M.: So schnell kann es wechseln.
W. S.: Sind jetzt rundrum bei andere Höfe, … ist jetzt recht viel von Plünderungen bekannt in Ampfing, jetzt direkt nach dem Krieg? …
E. B.: Ja, bei uns da drunten haben sie einem Bauern seine Bäuerin erschossen …
J. B.: Nein, da haben sie den Sohn erschossen …
E. B.: Nein, einen Sohn …
J. B.: … Und beim Naglmeier haben sie dann praktisch die Bäuerin erschossen … Die haben einen Polen gehabt, und der Pole war auf die Tochter … Auf die jetzige … die alte Bäuerin … die ist so alt gewesen wie ich, 17 Jahr. Und auf die waren sie gegangen … Und die ist zufällig nicht daheim gewesen, da sie auf Altötting gegangen sind. Und beim …
E. B.: bei der Cousine …
J. B.: Bei der Cousine hat’s übernacht, dass sie in der Frühe zur Zeit weggehen … Und das war ihr Glück. Und da haben die drin … die Bäuerin hat de Türe zugehalten, und dann haben sie durch die Tür durchgeschossen und dann haben sie ihr einen Bauchschuss .... Und haben sie erschossen. Denn es hat ja niemand hoffen können … Und beim Haider(?) unten, beim Lehner, da haben sie den Sepp erschossen. Erschlagen haben sie gesagt, im Bett drin, haben sie gesagt … Und da haben sie ein Kalb gestohlen, die Polen, das waren die Polen, da haben sie ein Kalb gestohlen, und da hat er sie erwischt und ist dagegen gewesen. Dann haben sie es nicht weggebracht und ein paar Tag drauf sind sie nachher gekommen, und haben da …
E. B.: … Die haben sie übersehen, die waren in Schlafzimmer gewesen, sind nicht zum Aufstehen gekommen, da sind sie überrascht worden …
J. B.: … Der dings … der hat mir einmal in Neufahrn, hat er erzählt, bei ihm sind ja die Polen oft gekommen zum Einbrechen, wenn er … Sie haben keine Sau nimmer haben können und kein Kalb nimmer, weil sie alles gestohlen haben. Und dann sind sie wieder ins Haus hinein, und dann haben sie von einem, vom Rappolder Max (?), der hat in der Spreng-Chemie drin gearbeitet.... Sagt er, der Rappolder Max: da hab ich was. Na, hat er von der Spreng-Chemie Salpeter daheim gehabt, Salpetersäure. Und die haben sie in Flaschen abgefüllt. Und wie die Polen nachher wieder gekommen sind, sind sie ins Haus hinein, da hat er die von Fenster hinuntergeschmissen. Kannst dir denken, Salpetersäure … wenn die des also erwischt.... Die haben geschrieen und sind davon. Aber das Glück hat er gehabt, dass sie kein zweites Mal mehr gekommen sind. Das haben sie halt doch gescheut. Mein lieber, da hat es schon Sachen geben, da braucht man uns nicht …
E. B.: Wir haben da Glück gehabt, wir haben zwei Schäferhunde gehabt. Und da haben wir uns Scheinwerfer eingebaut, des ganze Haus hat geleuchtet.
J. B.: … Vom KZ-Lager, haben wir Scheinwerfer aufgebaut, und die Scheinwerfer, … da haben wir ja schon gehört, wenn die Hunde draußen angefangen haben, da haben wir die Scheinwerfer, da war ich ja schon daheim, haben wir nachher eingeschaltet. Und das und die zwei Schäferhunde, das haben die ja schon gescheut.
E. B.: Und dann haben sie bei uns, da hat es einmal überhand genommen, wie sie da die erschossen haben, haben die Amerikaner ... sind bei der Nacht gekommen. Haben einen Panzer in den Stadl reingefahren …
J. B.: Haben einen Panzer im Stadl drin gehabt, einen Panzerspähwagen, und da im Zimmer droben haben sie geschlafen. Und am Anfang, hat meine Mutter gesagt, waren sie ganz misstrauisch, da bin ich grad heimgekommen gewesen. Da waren sie ganz misstrauisch. Bei mir grad auch, ganz misstrauisch waren die Amerikaner. Das ist mehr der Feind gewesen …
E. B.: … aber, nach ein paar Tagen, … Da sind alle Tage andere gekommen.
J. B.: … Da sind sie in der Frühe fort, hat meine Mutter gesagt, dann hat die Mutter das Bett hergerichtet, alle sauber gemacht wieder. Und da haben sie ob sie es extra getan haben, weiß man nicht, Maschinenpistolen, praktisch am Toilettentisch, haben sie die Maschinenpistolen liegen lassen. Das ist dann alles genauso dagelegen und von da an haben sie noch… Das ist direkt wie weg gewesen.
E. B.: Und es ist jedes Mal ein Offizier gekommen, hat inspiziert, ob alles sauber ist …
Fr. M.: Ob die das anständig hinterlassen haben? …
E. B.: Ja, …
Fr. M.: Weil die hätten ja auch einen Dreck machen können …
E. B.: Also, wirklich anständig … Und die sind später immer wieder gekommen. Die haben Pferde gehabt in Ampfing, … Da war Sperrstunde um achte. Und da sind wir mit den Pferde herumgeritten, da hat es ja für uns keine Sperrstunde mehr gegeben … Und nachher, haben sie auch eine Dummheit gemacht, waren es Ausländer, die sie angesprochen haben, also, die müssen sofort verschwinden. Und die haben sich beim Kommandanten beschwert, und da haben wir einen Anschiss gekriegt. Also sie halt mehr … Weil wir herumreiten dürfen haben und … (lachen herzlich) … Also ich muss sagen, wir in Ampfing, da hat schon …
J. B.: Also, meine Schwester … da hat es ja keine Waschmittel gegeben. Und meine Schwester hat nachher, die war im Föhrenwinkel drin, und da ist er gekommen, ob sie nicht waschen würde. Und Lotte, meine Schwester hat nachher das sauber gewaschen, den seine Paradeuniform und schön gebügelt, die Falten drin und alles aufeinander, das ist natürlich a dings gewesen, das kannst du dir denken. Da hat sie wieder eine Tafel Schokolade gekriegt. Und wieder … bracht und wieder sauber gewaschen … Das sind auch arme Teufel gewesen …
E. B.: Aber die ersten Wochen ist alle Tage bei der Nacht eine Kontrolle gekommen, ob keine SS da ist.
W. S.: Ist klar, in so einem Gebiet, wo so viel SS war. Da …
E. B.: Ja, … also bei uns die letzte Nacht, … war bei uns SS-Polizei da. Lauter … nur Offiziere. Militärpolizei …
J. B.: Und dann, des weißt du besser, da … bei den Stadl drin, da … wie hat er geheißen? …
E. B.: Muss ich jetzt erzählen: Sind da Flüchtlinge, KZler abtransportiert worden vom Mettenheimer Flugplatz weg …
W. S.: Im März war des, Ende März, oder?
E. B.: Ich glaube, dass das schon im April war … Also, die haben nach, … weiß ich nicht, haben sie zu Fuß gehen müssen oder sind sie gefahren, haben sie vom Lager aus, also 45 , sind sie schon in die Baustelle gefahren worden, da ist ein Gleis reingegangen … Also, das wollten sie verladen, das war bei der Nacht, es war finster. Und da wollte auch ein Flugzeug landen, und da hat einer eine Leuchtkugel geschossen, und die Posten schauen alle auf die Leuchtkugel auf dem Flugplatz, und da ist der abgehauen.
J. B.: Und da ist er von Waggon herausgesprungen …
E. B.: Ich weiß nicht, ist er auch noch heraussen gewesen oder drin, ist ja gleich … Er ist rüber zum Wald, da stellt ihn ein Posten. Hat einen Fetzen Papier dabei, den gibt er ihm, sticht ihm das Messer hinein und haut ab. Da ist er doch hinauf und hat sich da versteckt einige Zeit.
W. S.: Und direkt bei euch hat sich das abgespielt …?
Beide: Ja; …
J. B.: Ja, bei … da war er unter der Tennenbrücke drin. Da war er unter der Tennenbrücke drin …
W. S.: Ja, und da habt ihr ihm was zum Essen gegeben, …
E. B.: Ja, und da war, … bei uns war Militär da, …
J. B.: Und da ist auch eine alte Frau, praktisch ist es eine Magd gewesen, ist eine Dirn gewesen, und wenn die „Gsod“ (Heuhäcksel) gefahren hat, dann hat sie Streukörbe oben gehabt und Gsod, hat sie ihm wieder was zum essen bracht, praktisch … Und unter der Tennenbruck … Heroben ist die SS gewesen in Stadl drin, und der ist do unten drin … der hat nicht husten dürfen und nix, stellt euch grad das einmal vor. Und da ist der unten drin … Und der is drin gewesen ungefähr a guate Wocha, so was is er drinna gewesen. Da haben sie ihm das Essen bracht, da ist das schon gegangen, nicht. Was warmes zum essen, nicht …
W. S.: Wer hat´n das alles gewusst, dass der da ist?
J. B. Das, das hat niemand gewusst.
E. B.: Der Bauer, der hat Kartoffeln rein gefahren und er war in der Küche Kapo, und da hat er ihn kennen gelernt.
W. S.: Und deshalb ist er da auch her?
E. B.: … Und er hat deutsch gsprochen, des war ein großer Vorteil, gell. Aber ein sympatischer Mann, also …
W. S.: Und das war so richtig ganz am Ende praktisch vom Krieg, wo die Häftling schon wegtransportiert worden sind … Also Ende März muss des dann gewesen sein … ?
E. B.: Ganz am End … ich glaub des war schon im April …
W. S.: Ah, Ende April …
Beide: Ja, …
E. B.: Aber mei, des geht da um´s Überleben.
Fr. M.: Die Häftlinge, die waren doch alle schon fort, wie dann das Kriegsende da war?
Beide: Na, na, …
E. B.: Noch nicht alle …
Fr. M.: Sind da noch welche da gewesen?
Beide: Ja, ja, viele … waren schon etliche tausend da …
Fr. M.: Etliche tausend … ?
E. B.: Wie gesagt, und bei der Befreiung, das hat … genau wie in einem Fußballstadion muss alles zugegangen …
J. B.: Wie die drin gschrieen haben, und wie mein Vater da hinein ist und wie deren Panzer dagegen gefahren is. Das war der höchste Leichtsinn, was es nur grad gibt, nicht.
E. B.: Da haben ja die Amerikaner noch Stunden, Stunden haben sie da mit die Sankas gefahren danach, gell. Nach Ampfing, also bei der Oberbauleitung in Ampfing haben’s noch ein Lazarett eingerichtet. In Ecksberg und die Krankenhäuser werden’s auch … OT-Krankenhaus in Schwindegg und das Mühldorfer Krankenhaus, überall haben sie die Leute hingebracht, nicht.
W.S: Wer hat denn in Ampfing im Lazarett dann gearbeitet?
E. B.: Ja, da haben sie einfach junge Mädl kassiert, und Frauen, …
J. B.: Junge Mädl, so Mädl was bei uns so da gewesen sind, zwanzig … die haben da alles … arbeiten und putzen müssen. Das erste war gleich, die … so alt gewesen ist wie ich … (schaut seinen Bruder an) die ist in München gewesen und die war beim Ortsgruppenleiter, war die Hausmagd. Bei ihr war es gleich das erste und dann sind sie gekommen und sie hat gleich da hinüber müssen. Und dann haben sie die Wäsche gebracht, und dann haben sie es gleich waschen müssen und so weiter, und die hat gesagt, das war schon was Furchtbares. Die waren ja praktisch schon so viel wie gestorben … Wie es halt ist, wenn sie lauter solche Leute daher bringen.
W. S.: Da sind aber viele gestorben dann?
Beide: Ja, …
W. S.: Da sind jetzt BDM-Mädeln und junge Frauen dienstverpflichtet worden. Das war jetzt nicht so wie beim Exhumieren von den Toten, da hat man ein bisschen drauf geschaut, dass das vor allem Parteigenossen waren, aber da bei denen beim Lazarett war das jetzt nicht so?
E. B.: (bestätigt zwischendrin: Parteigenossen)
Nein, da haben sie alles kassiert, was zur Verfügung war.
W. S.: Und jetzt da bei dem Exhumieren, sind vor allen Dingen die Parteigenossen zum Einsatz gekommen?
E. B.: Ja, … da hat unser Vater mitgemacht.
W. S.: Wann ist euer Vater eingetreten in die Partei?
E. B.: 37 glaub ich, oder 38? (schaut sein Bruder an)
J. B.: 37 oder 38 …
E. B.: Aber er war 1923 beim Putsch schon dabei …
J. B.: Beim Hitlerputsch war er dabei … der war im Bund Oberland, und der ist praktisch da mit dem Hitler …
E. B.: Und auch so ist er reingekommen. Und dann hat er da beim Hitlerputsch … hat er eine Isarbrücke bewachen müssen. Und da hat ihn nachher die … Volkspartei hat ihn verhaftet … ja, und was war noch, … ja, haben sie ihn gleich wieder auslassen …
J. B.: Er hat ja nix gewusst, nicht. Er ist da hingefahren, und da hat er die Brücke bewachen müssen, und einen Karabiner gehabt. Und na haben ihm die den Karabiner weggenommen …
E. B.: Aber die haben ihm den wieder gegeben … ?
J. B.: Nein, nein, … doch nicht! Nein, nein, die haben ihm nicht … Und nachher haben sie gesagt: Schau, dass du heimkommst. (lachen fröhlich)
E. B.: … Zwanzig Jahre alt. Ja, und nachher beim Heimgehen sind, kein Zug ist gegangen, da sind sie über den Ostbahnhof runtergegangen. Die Eisenbahner haben sie mit Schottersteinen beworfen. Da wollte einer zurückschießen, … sie haben sich wieder getroffen, ihr Gruppenführer war dabei, da hat er gesagt: Gell, geschossen wird nimmer! … Könnt doch nicht auf Eisenbahner schießen … (lacht) …
J. B.: Und am anderen Tag haben sie nachher am Bahnhof eine, weil sie noch das zahlt hätten, die Fahrt hätten sie zahlt, weil sie schwarz heruntergefahren von München … (lachen fröhlich) Waren ja lauter Ampfinger Bürger: Der Schindler Sepp (?), der Hon … dem jetzigen Bürgermeister sein Vater, der Schindler Sepp, der Habeintner Will (Harpointner?), der Kobler Schneider (?). Also lauter Ampfinger, lauter Ampfinger Bürger sind das gewesen.
W. S.: Und die, die jetzt da einfach Parteigenossen waren und 47 oder 48, auch 37 oder 38 frei(?) … gewesen sind, die haben dann bei dem Exhumieren … Wie war das bei euch, da hat doch der Huber dann …
E. B.: Der war in der Gemeinde. Na, … Ja, da war er schon da, 46, da war er schon …
J. B.: Da war er schon da, weil der .... Bürgermeister geworden … der Huber Rudi war bei uns daheim … haben wir Schnaps brennt (beide lachen verschmitzt) … Zuckerrüben gestohlen, Schnaps brennt, da müsstest du ihn einmal fragen … ob er das noch weiß … (lachen)
E. B.: Da haben wir uns nimmer traut, weil da einige blind geworden sind …
J. B.: Die Polizei hat ausgesucht, nachher hat s die Mutter rausgehaut. Nix mehr … das haben sie aber nicht gefunden … das ist von meinem Bruder, der war in der Spreng-Chemie beim Abbau dabei, und da war das ein Teewärmer. Wenn sie gerochen hätten, dann hätten sie den kennt den Schnaps, aber so ist das ein original Teewärmer gewesen, da hast den Zettel gehabt, dass er den gekauft hat, und da haben sie eigentlich nix … gerochen wenn sie hätten, hätten sie es gehabt…
Fr. M.: Die werden selber Schnaps getrunken haben, da haben sie es nicht riechen können…
Beide (lachen amüsiert) Ja, …
E. B.: Dass wir zurückkommen, bei der Befreiung … Also kurz, ein paar Tage vor der Befreiung, das hat mir ein SSler selber erzählt, den ich gut gekannt habe. Da hat ein junger Häftling, ein 17jähriger Essen zum Hauptmann rüber getragen. Der hat auf der herüberen Straßenseiten allein in so einem kleinen … Bunkerloch gewohnt …
J. B.: Eine kleine Baracke hat er da gehabt, bloß eine kleine …
E. B.: Und da schaut er zum Posten hinauf (macht mit), sagt er: Jetzt bist die länger Zeit droben gestanden. Da geht ein SSler vorbei, der war noch ein Stück weiter weg, sagt er: Was hat jetzt der erzählt da? Ja, dass ich die längere Zeit droben gestanden bin. Da haben sie ihn sofort verhaftet, an den Baum angebunden über Nacht, und in der Früh hat er einen Genickschuss gekriegt … Der war in Ampfing dann beerdigt im Judenfriedhof, und die sind nachher auf Dachau … wieder ausgegraben worden und nach Dachau … und dann ist der Kopfschuss festgestellt worden von dem 17jährigen … Das hab ich gewusst. Das hat mir der erzählt. Sagt er: Der dumme Kerl, wahrscheinlich haben es ihm die alten (Häftlinge) angeschafft und er war so dumm und hat das gemacht. Weiß nicht, waren es zwei oder drei Tag … also, die letzte Woche war es.
W. S.: Sie waren damals 16, 17, oder?
E. B.: 14
W. S.: 14?
E. B.: Ja, 14, …vierzehneinhalb Jahr’. Ich bin nachher … ein halbes Jahr früher aus der Schule gekommen, zu der Spreng-Chemie in die Schlosserlehre. Und da, ab März sind wir dann zur Feuerwehr gekommen.
W. S.: Die SSler, mir denen Sie da Kontakt gehabt haben, wie alt waren denn die?
E. B.: Schon zwischen 25 und 30 Jahre.
W. S.: Weil das ist ja schon erstaunlich, dass so ein 25-,30jähriger zu einem 14jährigen so einen Kontakt …
E. B.: Na, der hat bei uns viel verkehrt. Dass wir noch einmal zurück-kommen. Sind wir alle, die ganz Familie abends beieinander gesessen, da sagt er: Also, ich darf das nicht erzählen. Also Buben, hat er gesagt, das wo ich jetzt erzähle, das ist so ernst (ist sehr gerührt) auf der Stelle tun sie die wegräumen. (braucht etwas Zeit)
W. S.: Da habt ihr einfach gewusst, … man hat einfach gewusst, über was man reden kann und worüber nicht. Und ihr seid da eher zufällig die Zeugen geworden davon.
E. B.: (nickt, weiter gerührt) Ja, …
W. S.: So muss ich mir das vorstellen … eigentlich hat er mit ihren Eltern geredet, und …
W. S.: Aber da waren Sie (J.B.) im Krieg? …
J. B.: Da war ich im Krieg …
E. B.: Den ganzen Vorgang, den Transport und wie die gekommen sind … (weint)
J. B.: Ja, das ist nicht so einfach, da kannst gar nix denken …
Längere stille Phase …
Fr. M.: Wenn man so nah dran wohnt, dann hat man einfach einen Kontakt leichter mit den Leuten … Hat’s da eigentlich auch …
E. B.: Weil da ist einer dazugekommen … ohne dass er … eine Chance gehabt, dass er … da wegkommt.
Fr. M.: Waren da in Mettenheim oder in Ampfing Kommandierende, die in einem Hotel untergebracht waren, die es a bisserl besser gehabt haben als die draußen im Lager?
J. B.: Die SS? Nein, nein …
E. B.: Also, nein nix … nur die OT …
J. B.: Die OT-Verwaltung … die sind in Ampfing in der Post gewesen. Die haben die ganzen … die Zimmer gehabt, … da sind die gewesen …
E. B.: Aber, muss ich sagen, also, das waren dann später meine Schwiegerleute … die haben eine Polin gehabt, die ist als 17jährige hingekommen. Und die hat zuvor im Haushalt gearbeitet und später, weil sie fleißig und sauber war, ist sie Zimmermädchen worden. Und die hat da beim Chef, also beim Obmann …
J. B.: Bei der OT …
E. B.: … hat die das Zimmer gemacht, und der hat einen guten Radio gehabt, und da hat sie an Feindsender, an Engländer, dagehabt. Und, der überrascht sie, und … Der hat schon selber gleich geredet, aber … beim Chef … sagt er: Also wenn es noch einmal passiert, … (Handbewegung)
Fr. M.: Dann hätten sie sie abgeholt? …
E. B.: Aber … es ist nix passiert.
J. B.: Das war ja so streng! … Wie ich Soldat gewesen bin in Landshut, in der Frühe einmal zum Appell antreten, da hat der Hauptmann Schönauer (?) gesagt: Einen wenn ich erwische, der wo an … Feindsender abhört, den erschieß ich persönlich.
W. S.: Aber bei euch daheim sind auch Feindsender gehört worden manchmal, oder?
Beide: (mit Handbewegung) Ja mei, …immer …
J. B.: … Das war unsere Sache … das ist immer gekommen, da haben wir auch genau gewusst, wie die Flieger und alles haben wir gewusst… Es ist ja so gewesen: Unter den Nachbarn ist das schon geredet worden, wenn das … da brauchen wir uns nichts denken. So war es ja in …?… wie über den Hitler geschimpft worden … an Anfang ist der Hitler recht gewesen, wie die Arbeitslosigkeit weggekommen ist. Aber wie dann der Krieg, wie der Krieg immer länger dauert hat, da war’s natürlich vorbei. Weil alles mit den Marken usw. … immer schlimmer geworden ist, samt dem … ein Bauer hat ja nicht jammern können, weil der hat ja zu essen gehabt.
E. B.: Ja, meine Mutter ist einmal da gehockt, kommt ein OT-Mann rein, der hat es auch gehört, hat aber nix gesagt …
J. B.: Da hat es halt auch vernünftige Leute gegeben und … da mische auch … Genau, wie in Ampfing , der Ortsgruppenleiter, haben sie gesagt, wie die Flieger drüber geflogen sind, nicht, ist er dort gestanden heraußen an der Stufen, hat er gesagt: Schaut nur unsere herrliche Luftwaffe. Dabei sind sie auf Regensburg geflogen zum Bombardieren, haben die Messerschmitt-Werke „zusammengehaut“.
So, wie nur grad ein Mensch, … wie die blöd gewesen sind …
E. B.: Ja, da hab ich einmal auch … in Ampfing, weißt da haben sie die Bahn rausbaut, also … die Baustelle … und da haben sie München bombardiert, sie sind da rausgeflogen und in Ampfing, da haben sie eine Kurve gemacht und dann in Richtung München. Wie die B12 entlang. Und da waren auch die Bomber droben, sag ich zu dem Posten: Stellt’s ihr die Arbeit nicht ein? … Nein, sagt er, das braucht es nicht, das siehst ja, dass das ihre sind. Die bombardieren weiter, sagt er, sie wissen aber, dass für einen Deutschen, was jetzt da draufgehen, hundert von ihnen da sterben müssen. Aber sie hören auch nicht auf… Nein, sind auch Wahrheiten gewesen, aber da sagt heute auch niemand mehr etwas, …
Oder, der eine hat auch gesagt, wenn sie ernstlich interessiert gewesen wären, die hätten die SS-Lager in Auschwitz genauso bombardieren können … Pilsen, alles haben sie bombardiert, aber wenn sie das SS-Lager bombardiert hätten, hätten sie auch Schluss machen können oder die Gleisanlagen oder des …
J. B.: Wie das … KZ-Lager, wie sie Waldkraiburg bombardiert haben, da haben wir die Bombentrichter gehabt. Da haben sie an jedem Eck vom KZ-Lager haben sie Bomben geschmissen, hat auch ein Flieger ausgeleert. An jeden, praktisch wo die Posten gewesen sind, haben die Bomben geschmissen. Und bei uns unten, in der Wies unten, da ist ein Jägerstand gewesen und das war natürlich verführerisch und wegen dem werden die bei uns so weit heraus geschmissen haben. Da ist ein Jägerstand, so eine Kanzel gewesen, weißt so eine freistehende, wie die Jäger oft haben und da haben wir in der Wiesen und am Feld die Bombentrichter drin gehabt … Hat nachher die Mutter praktisch mit den Ausländern wieder eingefüllt, dass wieder Kartoffeln setzen hat können. Weil Kartoffel setzen war ja eine Wichtigkeit, man hat ja gewusst, wie es ist …
Und da war ich auch nicht mehr daheim … und mein Vater war Soldat und mein älterer Bruder und ich, und sind sie gekommen… Gemeinde, und haben überall nachgeschaut, ob das Getreide am Getreideboden ist. Und die Mama hat 3 Zentner Hafer oben gehabt. Da hätten einer die drei Zentner Hafer beschlagnahmt. Da hat der andere gesagt: Geben Sie doch der Frau die drei Zentner Hafer (ist gerührt), was die alles gemacht haben …
W. S.: Aber dann hat sie es behalten können, das war praktisch ein Vernünftiger, der gewusst hat, dass ein Bauer einfach was zum Ansäen braucht.
E. B.: Also ich denk mir … Dass man da zurückkommen … zu die SSler. Das waren lauter hohe Offiziere, also …
W. S.: Die jetzt da bei euch waren … ?
E. B.: Ja, der Chef war Oberst. Der ist gar nicht mehr ins Bett gekommen. Die sind um fünfe in der Frühe sind sie weggefahren. Sie haben gesagt, sie setzen sich ins Gebirge ab. Mein Vater, der war auch eingerückt, der ist mit dem Radl zurückgekommen, als entlassen. Der war in Steinhöring stationiert, … praktisch entlassen …
J. B.: (unterbricht) Der hat einen Entlassungsschein gehabt von der Wehrmacht … das haben die SSler haben sie gar nicht glauben können, praktisch, dass er von der Wehrmacht entlassen ist.
E. B.: Ja, da hat der Vater gefragt, wie weit dass sie noch weg sind, die Amerikaner. Ja, sagt er, die sind ganz nah da. Sagt er, es ist praktisch aus. Sagt er, sie setzen sich jetzt ins Gebirge ab … Und mei, werden wir sehen was los wird … Jeder eine funkelnagelneue Uniform angehabt …
W. S.: Neue Uniformen, nicht geschaut, dass sie von euch Zivilklamotten kriegen? …
E. B.: Nein, lauter neue Uniformen … lauter hohe Offiziere, … Also der Chef, das war ein Oberst …
Fr. M.: Sind die dann mit so einem Jeep-Kommando losgefahren?
E. B.: Die haben da einen Haufen … da droben, die Stadl (zeigt links und rechts) waren alle voll, … Und ein Nachteil war, da hat es ausgerechnet nicht geschneit gehabt, hat man überall die Spuren gesehen. Wenn die Flieger gekommen wären, wäre es gefährlich gewesen, aber die letzten Tag sind sie nicht mehr gekommen die Flieger.
W. S.: Ich hab mit der Frau Oberzeiling einmal geredet, die, glaub ich, in der Holzgassen wohnen…
J. B.: die Frau Oberzeiler …
W. S.: Ja Oberzeiler, genau …
J. B. Die wohnt da droben (weist mit dem Daumen nach hinten) …
W. S.: Die hat verzählt, dass bei ihnen im Heustock zum Schluss ein Häftling gewesen ist …
E. B.: Ja, … bei uns hab ich ein Messer gefunden. So ein langes Messer (zeigt es an) … ein ganz ein verrostetes Messer. Das die irgendwo gefunden haben …
J. B.: Wie bei uns, da ist der Taubenkobel praktisch oben gewesen. Und hinter dem Taubenkobel sind die Heinzen gewesen, wo man das Heu aufhängt. Und unter die Heinzen drin haben ein paar gehaust. Die haben sich aber gar nicht gekannt. Die Mutter hat immer gesagt, die haben nie weit gesehen. Ist ja nicht mehr viel drin gewesen im Stadl und da hat die Mutter die Radl versteckt … im Stadl drin … im Stroh … die haben das genau gesehen, die Radl sind genauso noch drin gewesen, die hätten sie haben können, haben die Radl aber nicht … wichtig ist das Überleben gewesen! … Sonst gar nix, nicht die Radl und gar nix, grad das Überleben.
E. B.: Einer hat mir einen alten Revolver geschenkt, total verrostet. Auch ein KZler, den hat er auch irgendwo gefunden. Aber kein Pulver hat er nicht gehabt.
J. B.: Ja da war ja Munition war drin … Wie das KZ hinterlassen worden ist (winkt ab) … also die SS -Lager! Da war ja Munition drin und Gewehre, also …
E. B.: Haben wir ja alles vernichtet! …
W. S.: Da wo Sie dann beim Abbauen, beim Demontieren praktisch gehofft haben?
E. B.: Ja, … Da war ich... einmal habe ich Holz gefahren, fahr auf so einer Holzfahrt dahin, steht am Baum ein Karabiner. (schlägt die Hände zusammen) Da erschrickst momentan. Schau ich, ob jemand da ist. Dann … Das Schrot raus, und ins Dickicht hinein geschmissen, … dass es weg war … Oder, an KZ-Lager drin, da war die Werkstatt, da war ein Schraubstock, da haben wir den Lauf hineingesteckt und umbogen, dass nicht mehr zu Schießen war. Eine Säge haben wir nicht gehabt zum Schneiden … Grad, dass weg waren …
Fr. M.: Da haben Sie schon gewusst, was man mit den Waffen am besten macht, …
E. B.: … Und die Schlösser ins Klo runter geschmisssen, … da sind sie verschwunden drin. Grad, dass wegen … und Munition vergraben, …
Ja, dann wollten sie dann nachher immer wieder verschiedene … Gruppen ansiedeln da am SS-Lager, aber das haben die Amerikaner …
Die haben sie zusammen gefangen und wieder weg ins Lager. Weißt, des wilde Herumbiwakieren, des wollten sie nicht.
Fr. M.: Die wollten eine Ruhe reinbringen …
Kleine Pause …
J. B.: Es war ja doch jeder Deutsche froh, wie der Krieg aus gewesen ist. ... Jeder war so froh, dass aus war, kann man ja gar nicht reden … Ich war noch in Ludwigshafen, war im Gefangenenlager. Wie wir gefangen worden sind, über 5 Tage haben wir überhaupt nix zu essen gekriegt. 5 Tag kein Wasser, gar nix. Und dann nachher im Gefangenenlager drin, bis in den Juli bin ich im Gefangenenlager gewesen, hat es da so am Tag so ein Kochgeschirrdeckel voll Suppe gegeben. Und das hat es nicht alle 24 Std. gegeben, weil hunderttausend Leute drin gewesen sind. Musst einmal das anschauen. Und nachher, wie es halt so gewesen ist, hast immer vorgedrückt und vorgedrückt, also … da sind immer Transporte nach Frankreich gegangen, weil da herinnen, da gehst ja drauf … Und nachher treffe ich im Gefangenenlager einen Ampfinger … dass es das gibt! Ein Ampfinger hab ich da drin getroffen in Gefangenenlager, wo hunderttausend Leute drin waren. Der Schmaus (?) Sepp da von Berghammer war der Schweißer.
Sag ich: „I schau, dass ich hinaus komme.“
„Nein Sepp“, hat er gesagt, „bleib da“. Der war natürlich schon 40 Jahre alt, derselbe: „Sepp bleib da, es wird schon wieder anders.“ Und dann … wieder so … auf einmal hat’s geheißen, dass schon so Entlassungsgespräche … - Scheißhausgespräch’ haben wir da immer gesagt, nicht - … so also entlassen werden. Am ersten sind Musiker ausgesucht worden. Die Amerikaner haben Musiker braucht. Und die haben noch die deutschen Märsche gespielt, nicht, haben die deutschen … des hat ja die Amerikaner gefallen. Des sind die ersten gewesen. Und da ist einer in unserer Gruppe gewesen und er ist Musiker und er wird ja nie entlassen, er wird der allerletzte. Und dabei ist er der erste gewesen, der heraus gekommen ist.
Und nachher hat es geheißen für Landwirtschaft, … ja, für Landwirtschaft, … Dann haben da … also, sind wir verhört worden, und da war, der ist ein dicker Offizier gewesen, das war … na sagt er, ob ich den Kreisleiter Schwägerl gekannt habe. Da sag ich: Vom sehen schon … Ob ich bei der HJ bin. Ja, da ist ein jeder dabei, ein jeder der in die Schule gegangen ist, ist bei der HJ gewesen. Da hat’s ja nix anders geben … hat er gesagt: III (römisch drei) raus, alles im Laufschritt, durch das andere Zelt. Dann hat der draußen gesagt: Also was, III, da hinein. Jetzt komm ich nach einiger Zeit drauf, kommt der Schmaus nach. Sepp, sagt er, Sepp, ich glaub, dass es nicht so schlimm ist. Und dann nachher, ist eine Ärztin, eine amerikanische Ärztin gekommen. Und das Glück hab ich auch noch gehabt, da bin ich recht heruntergekommen gewesen, durch das, dass man natürlich nix zu essen gehab hat, und als junger Mensch … bin ich recht heruntergekommen gewesen und da hat … bin ich zum Entlassen gekommen … sind wir zum Entlassen hergerichtet worden, und dann sind wir entlassen worden. …
W.S:: Wann war denn das?
J. B.: Im Juli, im Juli 45 war das …
Fr. M.: Haben Sie dann einen Passierschein gekriegt, dass sie mit dem Zug haben heimfahren können?
J. B.: (lacht laut auf) Jaaaaa, … das muss ich sagen . Über den Rhein drüber hat der Amerikaner, wie sie uns hinüber gefahren haben, haben sie die Schubtore aufgemacht, weil das war … eine schwimmende Brücke, wenn es praktisch … meinst, wie sich die rührt. Haben die die Schubtore … danach sind sie wieder wieder zugemacht worden. Dann sind wir sowieso gleich ins Lager hinein gekommen. Und herüber war es genau das gleiche. Haben sie auch noch einmal zugemacht, samt dem, dass mir schon einen Entlassungsschein in der Taschen gehabt haben … Und dann in Heidelberg … überall sind die Züge drin gestanden, alles hinauf, alles hinauf … Das ist alles auf Frankreich gegangen, weil die Franzosen haben Leute gebraucht zum Aufbau.
Kleine Überlegenspause …
J. B.: Läuse, Läuse haben wir gehabt … haben wir, wie wir das erste Mal antreten … hast auch antreten müssen im Lager drin … Haben gelacht. 5 Schritt vortreten dürfen, der wo Läuse hat. Da haben wir noch gelacht, aber eine Woche drauf … Läuse haben wir gehabt, das kannst du dir nicht vorstellen. Und ich, ich war in Stockwerk 5 drin, … und Stockwerk 6 hat’s geheißen, da waren lauter Frauen drin. Luftwaffenhelferinnen, Rote Kreuz-Schwestern, alles. Und nachher, wie es dann die Zeit gewesen ist, dass nachher warm geworden ist, nachher haben die Läuse, alles nackt gewesen, haben wir Läuse abgeglaubt, weil sonst hätten sie dich gefressen. Das kannst gar nicht sagen …
E. B.: Das war im Lager …
Fr. M.: Das war in den Lagern gar nicht zu vermeiden gewesen …
J. B.: Da drin war ja das noch, da sind ja die großen Tafeln aufgestellt gewesen: Eine Laus - dein Tod! Als hätte das einen Wert, so eine Tafel … (lacht). Eine Laus, dein Tod! Dann ist der Flecktyphus ausgebrochen und dann war noch das: Eine Laus, dein Tod …
E. B.: Im Herbst war es ganz schlimm, da sind noch viele gestorben. Da haben sie es nachher, weißt, abtransportiert nach Auschwitz …
W. S.: Haben Sie das auch mitgekriegt, … nein, das haben Sie im Nachhinein erfahren …?
J. B.: Ja, dass sie abtransportiert haben schon…
E. B.: Ja, von die Posten haben wir das erfahren …
W. S.: Ihr habt es von den Posten schon gewusst?
Beide: Ja, ja …
E. B.: … Gell, … zurück nach Auschwitz … aber, da sind die meisten schon gar nicht mehr bis auf Auschwitz gekommen … die sind schon gestorben, … ja, da war das Essen schon schlecht, und war da unten so viel zu arbeiten, 12 Stunden … und nachher noch der Fußmarsch … ins Lager bis Ampfing oder … ? …
J. B.: Ich habe das gesehen mit die Hochbeton-Maschinen, das kannst gar keinem sagen, die Leute, also wie die das machen haben müssen …Und das hat gemacht werden müssen …
W. S.: Wenn man sich das jetzt so zahlenmäßig vorstellt auf der Baustelle, das waren … wie viel Prozent waren denn Häftlinge und wie viel Prozent waren OT, so ungefähr?
J. B.: … soll wir sagen bald 90 Prozent Ausländer praktisch, alles … Ukrainer, die Zivildienstler, die haben ja auch alles … Italiener, …
E. B.: Alle Nationen, …
W. S.: Die Italiener, die haben auch da drüben in der Kraiburger Straße gewohnt?
J. B.: (nickt) Alle da in der Kraiburger Straße im Lager …
E. B.: Das war alles da … Ja und auch in Mettenheim, wo jetzt Mettenheim-Hart ist, da haben auch ganz viele, und in Ecksberg … War alles voll, und unterhalb Ecksberg das Grümmer-Lager …
J. B.: Da ist das Grümmer-Lager gewesen … und das Grümmer-Lager, da sind so Zivilausländer gewesen …
W. S.: Da waren Zivilausländer? Das ist praktisch des OT-Lager gewesen, das Grümmer-Lager?
J. B.: Ja, Zivilausländer sind das gewesen.
Fr. M.: Und in Ecksberg waren das …
J. B.: (unterbricht) Da hat praktisch, die OT hat die praktisch zurückverschleppt. Die haben sie unten schon gehabt in Russland. Und praktisch zurückgebracht, dass sie da Fachleute haben.
W. S.: Das waren russische Fachleute und italienische Fachleute auch, …
W. S.: Und Sie haben gesagt, dass die wirklich auch russisch gesprochen haben. Ich hab das so gehört, dass das praktisch Deutsche gewesen sind, so wie die Letten und die Esten von denen Sie geredet haben. Aber Sie haben gehört, dass die auch russisch geredet haben, diese Leute?
Beide: Ja, ja, de haben russisch geredet …
J. B.: … Die Lokführer, die haben alle russisch geredet.
Fr. M.: In Ecksberg, waren jetzt da normale Gefangene, oder vorwiegend solche, die geistig behindert waren, oder …
E. B.: Da nicht mehr, …
J. B.: Die haben sie schon alle fort, …
E. B.: Das hat direkt die OT beschlagnahmt.
J. B.: … Zuvor die Luftwaffe! … (schaut zu seinem Bruder) zuvor ist die Luftwaffe, … da Flugplatz … da haben sie einmal auch …
E. B.: Ja, aber, … also von 1944 weg hat es die OT beherrscht, da …
J. B.: Ja, ja, … da hat’s nix mehr geben … Aber zuvor hat es die Luftwaffe, wie das da leer gewesen ist, ist die Luftwaffe drin gewesen …
E. B.: Da waren auch am Flugplatz nur wenig da, das war alles weg …
W. S.: Jetzt muss ich noch einmal zu den Lager da gegenüber von der Schuster-Kiesgruben kommen …
E. B.: Also, da wo die Schuster-Kiesgrubn jetzt ist, da waren die Lager, ja …
W. S.: Da waren die, … und die sind gebaut worden mit dem Bunkergelände. Oder kurz vorm Bunkergelände, so wie die KZ-Lager auch?
Beide: Ja, ja … da sind die …
E. B.: Die sind immer größer worden. Die sind auf 4 Bauabschnitte immer wieder größer worden.
W. S.: Das habt ihr auch, das Vergrößern das habt ihr alles mitgekriegt? Das ist alles so …
Beide: Ja, ja … freilich …
W. S.: Und das haben auch die Zwangsarbeiter-Lager da bei der Kraiburger Straße, die haben auch Häftlinge gebaut?
E. B.: Ja, ja …
J. B.: Das glaub ich, dass das … ? … gebaut haben, ich glaub dass da die KZler nicht hineingekommen sind zum Aufbau … Kraiburger Lager das da hinten …
E. B.: Na, das waren hauptsächlich, … ganz international …
W. S.: Auch das haben die selber gebaut?
J. B.: Das haben dieselben gebaut.
E. B.: Ja, da war, also ich weiß von den Chauffeuren, da waren viele Italiener und Franzosen, also ganz gemischt.
W. S.: Und die haben auch die Lastwägen mitgebracht, also die Firmen, die die Leute …
E. B.: Die OT hat die Fahrzeuge und alles schon mitgebracht, …
W. S.: Die Leute und die Fahrzeuge, alles mitanander …?
J. B.: Ja, die Raupen … angegangen is praktisch die Holzfällaktion, die haben die Bäume umgeschnitten, ausgeastet …
E. B.: Sägewerk, da waren zwei Sägewerke da …
J. B.: Und dann die mit Raupen haben sie praktisch herausgezogen, das war praktisch das Jahr 45 ist noch dreckig gewesen, richtig dreckig gewesen, wie sie da angefangen haben, das Holz …
W. S.: 44 …?
J. B.: 44 … (nickt) wie sie das Holzmachen angefangen haben. Da haben sie Raupen gehabt, ich weiß nicht, sind das Italiener-Raupen gewesen?
E. B.: Rübezahl, glaube ich haben sie geheißen …
J. B.. Rübezahl haben sie geheißen, ja, und französische oder italienische, weiß ich nicht, große, schwere Raupen sind sie nicht gewesen. Und die haben da das Holz alles sauber gemacht. Dass nachher mit den Baggern anfangen können zum Betonieren.
Fr. M.: Die müssen auch ein unheimliches Tempo vorgelegt haben! De haben ja den ganzen Winter durchgearbeitet?
Beide: Ja, ja, das … bei Tag und … 24 Std. … wenn Tag und Nacht gearbeitet worden ist …
Fr. M.: Den ganzen Winter, ganz egal, wie kalt es war?
J. B.: Tag und Nacht … Die Kran … von uns aus hat man Kräne gesehen, die wo oben am Bunker, … da sind solche große Kräne oben gewesen, dass es wir von uns aus, übers Holz haben herausgeschaut, haben wir von uns aus die gesehen.
E. B.: Weißt, ich habe einen Onkel gehabt, der war bei den Amper-Werken. Und, die haben solche Schwierigkeiten gehabt, dass sie den Strom hergebracht haben. Was die Strom gebraucht haben …
J. B.: die Bagger, Beleuchtung …
E .B.: Da sind funkelnagelneue Bagger hergekommen von Demarker, die elektrisch gelaufen sind.
W. S.: Wo sind die hergekommen, diese ganz neuen Bagger?
E. B.: Die sind ganz neu gekommen …
J. B.: … von Demarker …
E. B.: da hat ein jeder …
W. S.: Demarker? Ist das eine deutsche Firma …?
Beide: Ja,ja, a deutsche Firma …
J. B.: Der Diesel ist knapp gewesen,…
E. B.: Die haben alle die Polensky-Farbe blau-gelb gehabt, schon für den Polensky speziell gespritzt, das war also eine Farbe. Und sämtliche Gleisanlagen, alles was Polensky gehört hat, ist alles blau-gelb …
J. B.: Und die Prien (?) hat die Firma Aufschläger, war von Passau unten, die ganzen Prien …
E. B.: … und es waren auch … Russen und Polen was da beschäftigt waren bei den…
W. S.: Sind eigentlich jetzt von uns auch Firmen beschäftigt gewesen?
Beide: Nein, gar nicht …
E. B.: Nur die Firma Wayss&Freitag, die ist von Frankfurt …
J. B.: Es war in Ampfing grad noch eine Firma, eine Mauerer-Firma, das ist der Kringel gewesen, und der hat in Gendorf unten, war der dienstverpflichtet. Der hat im Werk Gendorf hat er arbeiten müssen. Und der hat auch mit lauter Ausländer gearbeitet.
W. S.: Und jetzt so wie der Zimmermann oder so, die Kiesgruben …
Beide unterbrechen: der Zimmermann!!! …
E.B … Ist durch die OT hergekommen …
J.B.: … Groß worden ist der Zimmermann .... ist auch die Spreng-Chemie hergekommen…
E. B.: Nein, in Aschau war er …
J. B.: Der ist hergekommen... in Aschau, und da haben sie Stöcke herausgetan. Schon mit deutschen Leuten. Und da haben sie so einen Hubbock gehabt, so einen Dreibock, und da haben sie ganz primitiv hat der Zimmermann da Stöcke herausgetan. Und nachher, wie die Spreng-Chemie dann gebaut worden ist, nachher haben die auch …gebraucht zum Kieswaschen. Und die ist da unten gestanden, … da unten ist die gestanden, die Kieswaschanlage. Und das Werk ist nachher so viel als wie gar gewesen, aber das ist dann unten gestanden, weil die haben doch immer noch weitergebaut, Aschau und … und nachher ist die OT gekommen, und da hat die OT den dienstverpflichtet, nachher ist das auf Ampfing herausgebaut worden.
E. B.: Nein, (lacht und korrigiert) das ist noch einmal anders. Der Zimmermann, der hätte nach Russland müssen mit der Anlage.
Fr. M.: Das hat ihn nicht recht gefreut …
E. B.: Das hat ihn nicht gefreut. Und da hat er KW (?) abmontiert und hat´s auf Ampfing und da war in der Kiesgrube eine alte Hütte, da hat er sie untergestellt. Und die OT sucht da herum und schauen da hinein und sehen die Kieswäsche da. Das hat mir der Zimmermann selber erzählt (an seinen Bruder gewendet) Und das war seine Rettung.
Fr. M.: Freilich, weil den haben sie gleich da einsetzen können.
E. B.: Ja, den haben sie gleich da eingesetzt. Haben die Kieswäsche sofort aufbaut, …
Fr. M.: Hat das dann für ihn keine Folgen gehabt nach dem Krieg?
Beide: Na, na, nix …
J. B.: Er war ja keine Partei und nix. Er war ja praktisch für SS ...
Fr. M.: Er hat einfach gearbeitet. Hat seinen Betrieb zur Verfügung gestellt?
Beide: Ja, ja …
J. B.: Mir haben auch einen Onkel gehabt, der ist am Inn-Werk gewesen, der hat im Inn-Werk gelernt, und einen Schlosser-Meister gemacht. Na war an der „Teiflsbruck“, und nachher hat er sich mit einem Ingenieur überworfen, da haben sie so einen Preussen-Ingenieur gekriegt. Na hat er sich mit dem gestritten und da hat er um 10 Uhr Vormittag hat er aufgehört. Recht ein heißer Tag ist es gewesen, da ist gerade der Krieg angegangen gewesen, da hat er … sie beim Wirt zu Tann herunten, das ist ein Wirtshaus gewesen, da hat er sich eine Halbe gekauft. Und da ist ein Tisch voll dringesessen. Dann haben die gesagt, was er da, was er da … Na sagt er, ich hab mich gerade zerstritten, sagt er, ich werde wahrscheinlich einrücken. Ja, was er tut. Ja, beim Inn-Werk ist er. Und da haben wir so an damischen Preussen bekommen, und mit dem hab ich mich gestritten und jetzt rück ich lieber ein. Da haben die gesagt: Du fängst morgen bei uns an. Und wenn der Stellungsbefehl da ist, du kommst zu uns rauf, und den Stellungsbefehl nimmst du mit. Tatsächlich ist auf die Nacht, kommt das Wehrmeldeamt, ein Ampfinger, der Obermeier Franz, kommt mit dem Motorrad mit der NSU, bringt ihm den Stellungsbefehl … Und er gesagt, geh ich lieber ein, also wenn ich wieder so damische … ,na … Dann seine Frau, die Marie, sagt, fahr hinauf, siehst es schon, fahr nur einmal hinauf. Na ist er hinauf gefahren, ist eingestellt worden und dann ist er … in Aschau ist er der Meister gewesen, bis der Krieg aus gewesen ist. Dann hat er zum Volkssturm müssen, dann hat der stellvertretende Kreisleiter … sagt an Buchner, dass er da beim Volkssturm is. Sagt er: Ja Buchner, sind Sie nicht eingerückt? Na hat er gesagt. Ist nicht bei der Partei gewesen, gar nix. Er ist Schlosser-Meister da droben gewesen und mit dem ist er den ganzen Krieg da durch …
Das gleiche, wie … unten in der Spreng-Chemie der Stiegler. Der Stiegler ist der Meister gewesen, der Schlosser-Meister und wenn der nicht gewesen wär’ (droht mit dem Finger), dann stünde das Gummiwerk Waldkraiburg nicht. Also der Stiegler, des war der Schlosser-Meister von der Spreng-Chemie und Waldkraiburg ist bombardiert worden... Und die Holzwerke und das Zeug, das ist alles gegangen ... Reparation. Und der Stiegler hat gewusst, vom Bombardieren, wo do und do die Holzwerke drin sind. Dann hat er mit drei Mann - der alte Schmidt, der Vater von denen, und drei Leute, haben die ausgegraben, haben sie zusammen gebaut. Und im Bunker drin haben sie nachher mit der Betonmaschine das Mischen angefangen, und haben da dann as Gummimachen angefangen. Die ersten Sachen sind gewesen: Gummisohlen, die sie praktisch gemacht haben. So klein ist das angefangen worden. Und wenn´s den Stiegler nicht gehabt hätten, also, hätten’s das … ganze Werkzeug - wie ich hingekommen bin - des ganze Werkzeug alles DSC, an jeden Schraubenschlüssel überall DSC oben gewesen. (lacht)
W. S.: Das wollen wir jetzt in dem Bunkermuseum in Waldkraiburg aufstellen, auch die Geschichte mit dem Gummiwerk. Da ist das ganz interessant jetzt …
J. B.: Ja, … haben ja viele, die kleinen Holzwerk, die sind noch ganz gewesen und dann … das haben sie alles fort auf Österreich. Weil bei uns größere Zeug braucht worden ist und moderneres. Aber mit den ist das ... haben die angefangen, nicht. Und das hat der alte Schmidt, der war praktisch Chef war der von die Gummiwerke von Osten, hat er die Verwaltung gehabt, nicht. Dass das produziert wird, nicht, und mit dem ist er bekannt gewesen mit dem Persdorf (?), die die Holzwerke hergestellt haben in Hamburg. Und der hat gesagt zu dem: in Waldkraiburg stehen …
E. B.: Also Kraiburg … da war’s Kraiburg no …
J. B.: Kraiburg, Spreng-Chemie Kraiburg. Und mit dem sind die daher und haben da gesucht und haben da angefangen. Uns können … alles können´s dir kaputt machen, aber sie können dir nicht nehmen...
Fr. M.: Das hat sich immer bewiesen. Wenn man was kann, kann man auch Glück haben. Mehr als andere.
J. B.: Ja, und da hat der … hat heut noch das Gummiwerk mit synthetischem Gummi führend auf der Welt.
W. S.: (fragt die anderen Interviewteilnehmer nach weiteren Fragen): Eines noch: zu Zangberg: da haben ja alle möglichen Firmen schon produziert für den Bunker. Der Herr Fadanelli hat uns erzählt, dass in die ersten Tag nach Kriegsende Bauern da massenweise Sachen abgeholt hätten, also Motoren und sonst welche …
J. B.: Des haben mir nicht …
E. B.: Da kann ich nix sagen … Also ich weiß … später, des ist ein Jahr oder zwei danach gewesen, da ist eine Firma, die (überlegt) … des eine ist von die Askani-Werke (?) die waren da a … also gewisse Instrumente für U-Boote … und die hat’s Kloster auf Russland verscheppert (verkauft). (lacht)
J. B.: Das ist ja sowieso, da ist ja die Oberschwester gewesen. Die hat doch … die Sabotage gemacht … und hat’s auf Russland …
E. B.: Da hat’s sonst niemand hinein dürfen, die haben das da verschoben, haben die Amerikaner übersehen gehabt …Und der Dunkel war auch da. Der Otto Dunkel, … mit dem hab ich öfters gesprochen. Ich hab ja in Ampfing das Lernen angefangen, nach der Spreng-Chemie, weil da war Schluss. Und mein Chef ist nachher dienstverpflichtet worden ins Werk Aschau, da haben sie Munition entladen müssen, Maschinen bauen also zum Entladen. Und da ist der Dunkel immer zu mir in die Werkstatt gekommen, und da hat er mir da - der ist an Anfang eingesperrt gewesen - Millionenwerte an Patenten, was ihm die Amerikaner gestohlen haben. Hat er immer gejammert. Ja, da wird schon was dahinter gewesen sein.
W. S.: Jetzt direkt zur Rüstungsbaustelle, haben wir irgendwas nicht besprochen, nicht gefragt, oder haben wir sie jetzt ausquetscht, wie eine Zitrone?
E. B.: Ja, also, zu mir hat einer gesagt, … weißt, da sind so viele Firmen, die evakuiert worden sind von Osten her, da wo sie auch die Maschinen hergebracht haben. Also sie wollten im August anfangen, also mit der Flugzeugproduktion. Ob das stimmt kann ich nicht sagen, aber Flugzeugteile und die Getriebe, das ist schon alles angeliefert worden. Aber nach dem Buch von der …
W .S.: Frau Raim …
E. B.: Frau Raim, da wären die Flugzeug wo anders montiert worden. Aber das stimmt nicht ganz überein. Das haben sie angefangen schon, die Startbahn zum Abholzen, …
W. S.: Bei uns? …
E. B.: Ja, …
J. B.: … Und in Mettenheim haben sie ja auch schon … die Rollbahn haben sie schon ausgebaggert, …
E. B.: … Nein, das war schon davor (dazwischen)
J. B.: Ja … und dass sie Zement da drin braucht haben, sind die Erdhaufen noch dagelegen, und ist praktisch da nicht mehr weiter gearbeitet worden. Ist das eingestellt worden, das Startbahnbetonieren ist eingestellt gewesen, weil sie das da drin gebraucht haben.
E. B.: Aber, demnach wollten sie (die Flugzeuge) doch da montieren. Weil sie die ganzen Teile, die Flugzeugteile alles angeliefert haben. Also sämtliche Blechteile, und die Triebwerke …
J. B.: Als nach dem Plan hätten die herausstarten können … also wo praktisch die Inn-Beton ist, hinter … also direkt …
E. B.: ... Direkt über die …?… Drüber, so war es vorgesehen … so haben sie vom Bunker weg das Abholzen angefangen und das Ausbaggern.
J. B.: Ist das ganze Holz weg gewesen, des war praktisch eine Schneisen …
E. B.: Und da haben’s später dann … da sind tausende Tonnen von Munition gesprengt worden, gell. Also, wo es zum Ausbrennen war, da haben sie ausbrennt, weil da der Stahl blieben is. Also Geschosse wie die 38ger, wie´s die Bismarck gehabt hat, und 42ger waren auch dabei, des waren auch solche Kaliber, gell.
J. B.: Das hätte uns schon immer interessiert, einen solchen heim zu bringen …(lachen beide) aber zu schwer waren sie.
E. B.: Die Kupferring haben immer ausgeschaut, da waren solche (zeigt es an) Kupferring drüber, gell und das Kupfer war a doch so viel wert, gell.
W. S.: Des hätte sich schon rentiert, gell?
E. B.: Ja, ja, … weißt, da drauf herumschlagen auf einem solchen Riesen … (lachen fest)
W. S.: Des wolltet ihr dann doch nicht, oder?
J. B.: Nein, … aber der wäre nicht in die Luft gegangen …
E. B.: Nein, … ohne Zünder … weil das ist ja beim Ausbrennen. Die haben sie ausbrennt, gell und das hat ganz schön ausbrennt. Aber es ist viel Munition dabei, die wo nicht zum Ausbrennen war. Also ich sag ja … tausende von Tonnen Munition, was da abbrennt worden …
J. B.: … Stock sprengen, also solche dings … einen Stock sprengen, da hat’s ja kein anderes Holz nicht gegeben. Die Stöcke haben wir herausmachen können und Stock sprengen: Da hat man a bisserl Schwarzpulver hinein getan, und dann das gelbe Pulver drauf. Mei, aber de Stöcke hat’s auseinander! Weil des gelbe Pulver, des haben mir uns in der Zündschnur anzünden können Jetzt hat man ein kleines bisserl Schwarzpulver hineintun müssen, dass des praktisch zünd … aber dann hat ´s es auseinander, da hat kein Mensch was gesagt. Die Amerikaner oder irgendwas … Spreng-Chemie, ´s hat ja überall hat’s ja Pulver genug gegeben.
Fr. M.: Des Holz hat auch jeder brauchen können.
J. B.: Das Holz hat jeder brauchen … es ist ja auch jeder froh gewesen, dass der Krieg gar gewesen is. Meinst dass mir was anders gesprengt hätten, als wie … uns ist ja um das gegangen, dass wir die Stöcke sprengen haben können, … (E. belächelt die ganze Geschichte fröhlich). … Hast ja die Zündschnur kaufen können beim Büchsenmacher … beim Schreiner hab ich die Zündschnur gekauft. Und da hat’s ja auch nicht viel gegeben, da haben wir grad so a Stumperl (zeigt etwa 5-6 cm) hineingesteckt und gleich angezündet und gleich hintern Holzbaum versteckt, da hat’s ja schon gescheppert. (lacht)
W. S.: Also ihr seid´s, glaub ich, schon ganz besondere … Schneidige gewesen …
J. B.: Ja mei, wenn du mit dem aufwachst, das ist…
Fr. M.: Dass die Mutter des ausgehalten hat?
E. B.: Ja, heute kann ich´s ja sagen: Ich und mein Bruder, mein kleiner, haben ein MG gefunden, gell. Natürlich, das verstecken wir, gell … Die heben wir uns auf … Hat’s doch einer gefunden, a Schwammerlsucher, gell, auf einmal war’s weg (lacht spitzbübisch). …Und eine große Panzermine (zeigt etwa ½ Meter) haben wir gehabt, gell …
J. B.: Die ist da drin gelegen im Holz … das ist da lang drin, gell. Die ist nach dem Krieg … die ist ja nach dem Krieg noch zwei Jahre drin gelegen, die schwere Panzermine.
Fr. M.: Des glaub ich gern, liest man ja heute noch oft in der Zeitung, dass man was findet.
E. B.: Ja,… Ja ich hab im Krieg, .... ich war bei der Spreng-Chemie, zuvor schon in Rosenheim einmal am Bahnhof drin am Bombardieren. Dann beim Heimfahren, die Lok abgeschossen, gell. Haben sie eine Bomben oder Raketen drauf geschossen, es war a Elektrolok, die hat keine Verkleidung mehr gehabt, die ist nackert da gestanden. Mir sind da seitlich am Bach drin gelegen, vielleicht 100 Meter weg, gell. Na schauen wir auf die Höhe, gell, hat die Lok keine Verkleidung mehr. Dass dich da nix erwischt..., keinen Splitter oder was? … hast a Glück gehabt …
W. S.: Sie haben schon Glück gehabt … an Schutzengel, oder? …
E. B.: Und … wenig später bei der Spreng-Chemie, da sind wir zu der Feierwehr gekommen. Da war, weil a schöner Tag gewesen war, immer Alarm. Zuvor, … mir haben drei Feuerwehr-Wägen gehabt und einen Sanka, und bei Alarm sind zwei Feuerwehr-Wägen in (den) Betrieb hinaus gefahren an verschiedene Stellen, weil wenn die Feierwehr eine Bombe trifft, ist alles kaputt, gell. Zuvor bin ich auf Essen (?) dabei gewesen, da beim Kesselhaus in der Nähe, und später am Schießstand am unteren Tor 10. Und da haben … droben haben wir uns Löcher graben müssen, aber da haben (wir) schon einen kleinen Bunker gehabt. Der ist vielleicht so 5 oder 7 Meter lang gewesen, und daneben ein Feuerwehrhaus. Des war noch nicht verputzt, gell. Und den Tag, da ist schon alles von in der Frühe bis um 10 haben (wir) Schule gehabt. Und nach(der) Feuerwehrübung, haben wir grad aufbaut, und dann war Alarm, waren Aufklärer da. Haben wir abgebrochen, hat man uns zum Essen geschickt. … Ja, dann sind wir vom Essen gekommen, dann das Arbeiten angefangen, dann läutet das Telefon. Haben sie nicht Alarm gegeben. Ruft uns die Feuerwehr an, wir sollen also kommen. Kommt die Sekretärin und bringt unsern Lohn. (schlägt die Hände zusammen) Bleiben wir stehen, müssen den Lohn in Empfang nehmen, fliegen die Flieger drüber. Auf einmal brrrrrrrr … (macht mit den Händen eine Abwärtsbewegung)
J. B.: … fallen die ersten Bomben …
E. B.: Und danach, gell, komm ich an die Bunker hin, mei … wo wir immer waren …
J. B.: … das ist ein Volltreffer …
E. B.: Das war ein ganz schmaler Bunker, da ist Treppen runter gegangen und da ist eine Betonmauer gewesen und außer(halb) der Betonmauer hat die Bomben reingehaut.
W. S.: Jessas na, also wenn’s nicht den Lohn gekriegt hätten, dann wären sie dort gewesen …?
E. B.: Ja, … oder, … unterwegs, gell. Und … da haben wir einen ganz neuen elektrischen Ofen drin gehabt , funkelnagelneu. Hab ich mir gedacht, da schaust nach, ob der noch drin ist. Mei, der war zusammen gedrückt, als wie wenn ein Lastwagen drüber gefahren wär’. Den hat’s an des hinterste Eck geschmissen von dem Bunker, des kannst dir gar nicht vorstellen.
J. B.: As Glück musst sowieso haben … Bei mir war’s so, wie ich vom Arbeitsdienst heimgefahren bin vor Weihnachten 44, drei Tage haben wir schon gebraucht von unten rauf. In Wien , überall sind wir bombardiert worden, da ist wieder auf die Lok geschossen worden. Jetzt sind wir in Salzburg. Nix zu essen. Na sag ich zu meinem Spezi: I gehe hinaus und schau, ob ich nicht irgendwo einen Teller Suppe kriege. Dann sind wir zu einer Wirtin, gar nicht weit weg von Bahnhof, zu der Wirtin hinein gegangen. Na hat die seine Taschen gehabt, das Kofferl: Na, hat sie gesagt, es ist schon Alarm. Geht’s mit mir mit in den Peterskeller hinein. Mir gehen in den Peterskeller hinein, und mir sind noch gar nicht, noch nicht 5m drin gewesen, sind die ersten Bomben gefallen, ist schon der Dreck daher. Und mir sind in dem Keller, wo die Zivil drin gewesen ist. Meinst, wie da die Leut gleich geschrieen und geweint haben und zugegangen ist es, das ist ja furchtbar gewesen. Dann gleich …vor der Entwarnung raus, an den Bahnhof hinaus, jetzt ist alles zusammengehaut, nicht. Mein Kofferl ist noch da gewesen. Dann hab ich einen Spezi getroffen, der wo drin gewesen ist, nicht, sagt er, der Schlögl Walter (?) der andere Ampfinger, der ist tot. Da hat’s ja so viele erwischt, das kannst dir denken, am Bahnhof drin! Und da fallt eine Bombe nach der andern haut da rein, nicht. …
Ja, jetzt komm ich heim, na der Schlögl Walter kommt nicht. Ja daheim hab ich es ja gleich gesagt, an Schlögl Walter hat’s dabröselt, nicht. Hab ich zum Ortsgruppenleiter hinein müssen, der hat ja da erfahren, dass nicht, … Ja, no hab ich’s de, Ortsgruppenleiter gesagt, sag ich der lebt nicht mehr gell. Dann hat die Frau dings … a der Kindl (?), der hat so an Holzgaser-Lastwagen gehabt, und da ist … d´ Frau Schlögl ist dann mit hineingefahren und dann hat´n sie erkannt am Pullover. Weil er an Pullover an gehabt hat , einen Zivilpullover, an grünen, privater, der von ihnen gewesen ist. Und da hat sie lhn erkannt. Dann haben sie ihn gleich mit heraus genommen und er ist dann in Ampfing beerdigt worden. Da haben derzeit … ich hab im Fernsehen schon gesehen, … an die 140 Leute müssen da in Salzburg drauf gegangen sein … Mei, dings ja a … überall, in die Bahnhöfe, wo KZler gearbeitet haben, sind auch … in Würzburg sind wir hingekommen, wie´s bombardiert haben. Da ist.., ja mei, des kannst dir gar nicht vorstellen …
E. B.: Aber, die Explosionen in Waldkraiburg , des ist gar kein Vergleich. Also in Rosenheim, gegen Waldkraiburg. Weißt, die Anlagen, wo’s erwischt haben, … gefährliche Chemikalien drin …
J. B.: Wie da herunten haben sie ja gleich einen Bunker …
Fr. M.: Die haben doch in Waldkraiburg auch das Nitroglycerin gehabt …?
J. B.: Da sind sie aber nicht durchgekommen … denn wenn sie durchgekommen wären, dann hätte es Ampfing wegrasiert.
E. B.: Nein, die haben schon etwas gefährlich erwischt, an T-Stoff (?) hat sich das genannt. Das ist also fürs Pulver so a Stabilisator gewesen. Das ist ein Loch gewesen, 15m tief, und 30 Meter lang. Oder da, da wo wir einen Bunker gehabt haben, gell. Also, da hat’s ein Gebäude weggerissen, das voll Pulver war, da war eine Kiesgrube dort. Unser Feuerwehrhaus, die Mauern … das ist direkt flach gelegen. …
J. B.: … die Betonbrocken haben da heraußen gelegen ….
W. S.: Von der …?…
J. B.: (unterbricht) Ja! ... Des zweite Haus (zeigt nach hinten), der Kern Flore (?), die haben ausziehen müssen, die Familie hat ausziehen müssen. As Dirndl ist von der Schule heim, sie darf nicht … ist die Polizei da gewesen, und da Volkssturm da, dann bewacht. Und haben gesagt, sie darf nicht heim gehen, sie darf nicht hinter gehen, nicht. Weil da sind Blindgänger. Nachher auf die Nacht hat er gesagt: Des möcht ich grad sehen, … ist bewacht von der SS(?) … und dabei ist ein schwerer, so ein Brocken gewesen und da ist eine Eisenstange in die Höhe gestanden. Und da haben die gesagt, ein Blindgänger ist … na, dann sind sie wieder ins Haus eingezogen. (lacht) … Hat’s ja bei uns … an Dach …
E. B.: Ha, das Dach war direkt total, nicht … die ganzen Schindel ...
E. B.: Aber i und mein Bruder … mir haben des ganze Dach gemacht.
J. B.: Und da dings hat mitgeholfen … Der … Kapser Bernd (?) …
E. B.: Und s´Glas war a … Fenster warn alle weg, alles … Dio haben wir von der OT gekriegt, sofort …
?… (alle durcheinander) …
J. B.: Da war auch wieder ein Vernünftiger da, der hat gesagt, da nützt es sowieso nix mehr, und da unten wo der Zimmermann jetzt ist, da hätt’ die Gärtnerei hinunter gebaut. Und dadurch ist da so viel Glas da.
W. S.: Also, und das habt’s ihr dann kriegt?
Beide: Ja, ja.
J. B.: Ja, die Mutter hat dann das Glas gekriegt und der Kohlschmied (Schreiner in Ampfing) hat nachher die Fenster wieder eingeglast. Nicht, ein Glas war ja da ein Heiligtum …
E. B.: Eine Haustür, eine neue Haustür haben wir gekriegt gehabt, die war eine Woche drin. Ha, die hat’s durchdruckt, gell.
Fr. M.: Da sieht man, was das für eine Wucht sein kann, gell …
J. B.: Die ganz in Stad (Stadl?) … de ganzen Schalungen haben’s gesagt … das ist alles drin gelegen. Weißt die Holzschalung mit die Rippen da, des ist alles drin gelegen.
E. B.: I bi in Keller, also wir sind in die Werkstatt noch einmal hinein, ich war der erste, wo raus is und schon hat’s mich weg, gell. Aber zum Glück, mich hat’s an keinen Baum und keine Wand nicht, frei ins Moos, da hat überhaupt nix gefehlt. Und meine Kollegen, da waren mir zu siebt, die sind da vielleicht 30 Meter weiterkommen. Dann hat’s die … Und nachher, im zweiten Anlauf, ist die Feierwehr rüber gekommen. Sind alle unterm Tisch drin gelegen, gell alle … ich bin nicht zum Sitzen gekommen. Der Lautsprecher … Buchner dabei! … Rauf auf den Feuerwehrwagen, raus, Tore aufgegangen, und fort. Oben sind die Flieger herum...
J. B.: Da hinten, der Bichlmaier, des war auch so ein Zeugl, der Bichlmaier. Und der Mann hat grad ausgemistet. Und auf einen Schlag hat’s mich, sagt er, hats mich auf den Boden hingeschmissen. Jetzt war der an der Nordseiten … eine solche Druckwelle ist des gewesen, … er war an der Nordseiten von seinem Haus, es ist Holz da gewesen, nicht … und das Haus und in einem dings hat’s mich auf den Boden hingeschmissen, gell, der Luftdruck.
Fr. M.: Da hat gar nicht so viel dazwischen sein können, dass des aufgefangen hätte …
W. S.: Ich hab grad das Zeichen von unsere Kameraleuten gekriegt, dass unser Band aus ist, … (beide lachen herzlich) … des war super, was Sie uns erzählt haben. Na, aber trotzdem, ich glaub, dass Sie welche von den ganz, ganz wenigen Menschen sind, die da in die Baustelle reingekommen sind.
J. B.: Der Lehrer Müller hat mir, … der war ja drei Sonntag war der Lehrer Müller da. Und da haben sie alles angeschaut, und da war das noch nicht alles so verwachsen und alles aufeinander...
E. B.: … und so viel Kontakt mit SSler, gell …
J. B.: … Dass die direkt da gewesen sind, nicht …
E. B.: Mei, i weiß wie an Tag, mei, mir tun’s a leid, die Kerl …
J. B.: … die Frau Oberzeiler (?), die hat immer Kartoffelschalen geholt drinnen, die ist hineingefahren mit die Rösser und hat drinnen Kartoffelschalen geholt, nicht. Aber da hat die OT da unten, da wo es beim Petermeier(?) da wo die Autobahn gebaut haben. Da unten, das hat an Obermeier von Neufahrn gehört, und da haben die Sauen gehabt. Und da haben de Kartoffelschalen auch und was so Restessen … haben sie da unten Sau gefüttert. Und da haben sie über Notzing da, sind sie da hinausgefahren, da zum Petermeier nach Fisching hinunter. Und da sind da die Sauen gewesen, nicht. Das ist alles eine Sache gewesen, dass es praktisch wieder verwertet ist.
Kleine Pause …
E. B.: Und getrunken ist auch viel geworden, bei der OT. Also in Ampfing beim Berghammer, da haben’s im Hof drin ein Fassl gehabt, das war schon zwei Meter hoch. Haben sie von Italien raufgebracht, gell. Haben sie schon Feste gefeiert auch.
(lachen)
W. S.: Also die Frau Aicher (?), die Aicher, die in der Schweppermann-Straße gewohnt hat, Aicher … ?… weiß ich jetzt nimmer, wie die heißt, … .die hat erzählt, dass sie Silvester bei der SS draußen im Lager gefeiert haben. Da muss es hoch hergegangen sei.
E. B.: Ja, …
Fr. M.: Sind Sie da auch dazu gekommen, also die normale Bevölkerung …?
E. B.: Na, … also verschiedene Bauern, also ich weiß, da war so eine Volksmusik-Gruppe war da, aus München, ein bekannter, … und da haben sie, weißt, auch d´SSler die Bauern eingeladen …
J. B.: Da waren Mama und Papa waren da drin. Da haben sie die Nachbarn alle eingeladen. Da war so ein bunter Abend im SS-Lager praktisch. Und da haben’s da die dings da, was die nächsten sind da herum, die haben’s da eingeladen gehabt.
E. B.: Es hat a viele SSler geben, die in Ampfing in die Kirche gegangen sind.
J. B.: Da ist auch alles dabei gewesen, nicht … A so i ja des, das was ich erlebt hab im Krieg, die kämpfende Truppe, das ist die SS gewesen.. Aber das, die KZ i das ist ja … da darf man gar nicht reden, nicht. Das ist ein Unterschied Tag und Nacht ist das gewesen. Von der kämpfenden Truppe praktisch und von … die andern, nicht …
E. B.: Na, des kann man nicht über winwn Kamm scheren …
J. B.: Na, des kann man nicht … na, …
E. B.: Sagen wir, die Trupps, die die Erschießungen gemacht haben, gell ... der Frank (?)… des … (ist gleich wieder berührt)
J. B.: Jeder Mensch muss doch das anschauen … was die gemacht haben, da braucht man uns gar nix denken. Wie Frauen und Kinder her und verladen und alles und vergasen … So war’s ja mit den Ecksbergern auch, wenn’s a Depperte gewesen sind, nicht. Ich kann ja nicht her und … ein Vieh erbarmt dir. Ich..., wenn eine Katze erschießen will, die wo sterbenskrank … ob ich´s einschläfert oder ob ich´s erschieße, da geht´s durch an Kopf durch: schießen ist schneller wie´s einschläfern. Ich weiß beim Einschläfern auch, die zappeln noch lang, weil eine Katz ist was Zähes, nicht. Wenn ich einen Kopf durchschieß ist es besser, nicht … das erbarmt dir einfach, ein Vieh … Und jetzt Menschen …
E. B.: Es war halt uch so, gleich haben wir gesagt Schwerverbrecher kommen … und wie´s gekommen sind, waren’s Juden, gell.
J. B.: Das ist schnell aufgekommen, das kannst dir ja denken …
E. B.: Da hat die Bevölkerung auch ganz eine andere Einstellung gehabt zu den Leuten.
W. S.: Was meinen Sie jetzt da, „haben eine ganz andere Einstellung gehabt“, dass …
E. B.: Ja, dass des praktisch arme Teufel sind, gell. Muss man sagen, gell …
Fr. M.: Die sind erst dargstellt worden als Schwerverbrecher, in Wirklichkeit waren’s …
J. B.: (unterbricht) Da hat’s ja nix geben … bei denen ist das gewesen: ein Häftling, da hat’s keinen Namen nicht geben, gar nix. Das ist ein Häftling gewesen, Nummer sowieso.
E. B.: Die haben’s zusammen gefangen, gell …
J. B.: Häftling Nummer sowieso …
E. B.: Jetzt muss ich auch noch eines erzählen … (lacht) … Da waren ja so viele da bei uns. Da waren ja viele, die haben keine KZ-Nummer noch nicht gehabt. Und haben bei uns da erst die Nummer reingemacht. Dann wollten sie mir auch eine hineinmachen(lacht herzlich). Na, sag ich, ich lass mir meine Haut da nicht … verschandeln, gell … Ja, was wir machen sollen, für mich, gell … politisch … es war wieder lustig auch, gell …
Fr. M.: Mit einem jungen Bub, gell. Mit so einem Kerl kann man da schon Blödsinn machen …
J. B.: Es gibt solche und solche, das ist dass die Menschheit …
E. B.: Aber es waren viele da, die waren nicht … Da haben wir einmal gegessen gehabt, … da waren auch so viele da, immer wieder andere auch … Nachher gehe ich einmal raus nach dem Essen, klopft mir einer auf die Achsel, sagt er: Wir sind keine KZler, sagt er, das ist mein Chef, der Hauptmann … sagt er. Wir sind von der Rosenheimer Gegend, sagt er, mir sind beim Heimgehen (lacht). Die haben sich da als KZler ausgegeben, haben richtig gegessen. Ja weißt, die schon lang den Krieg mitgemacht haben, …
Fr. M.: Da haben sich viele durchgeschlagen, dass sie heimgekommen sind …
E. B.: Ja, … oder, weißt, oder sie sind hergekommen, sie brauchen ein altes Werkzeug. Ob ich nicht Gabeln oder an alten Rechen, dass es …
J. B.: ins Feld arbeiten …
Fr. M.: Dass ausschaut, als wenn sie arbeiten würden …
E. B.: Aber das war der Höhepunkt von den zweien, wie er gesagt hat: Das ist mein Hauptmann.
J. B.: Also, das hätte ich nie im Sinn gehabt … Zivil anlegen, das haben da auch schon … an der Westfront. Das ist ja so, an der Westfront, wie die Amerikaner … über den Rhein gekommen sind, da bin ich grad hinausgekommen. Ich bin am Westwall gewesen. Da hab ich einmal eine Wache gehabt, von drei bis viere, da höre ich es immer rauschen, immer rauschen. Habe ich Fahrzeugwache gehabt, eine Fahrzeug-Doppelwache, nachher sag ich zu meinem Spezi: Mir gefällt’s nimmer, sag ich … geh hinein, die Offiziere haben drinnen geschlafen. Ist auch so ein kleines Wirtshaus gewesen, eine Gaststube. Sag ich, ich tu sie aufwecken, … jetzt sind das Lastensegler gewesen. Jetzt haben aber die Offiziere, sind so vernünftig gewesen, haben mir unsere Fahrzeug stehen lassen, stell der das vor (hebt den Finger). Haben die Fahrzeuge stehen lassen, die wären ja auf der Stelle erschossen worden. Und wir sind abgehaut. Und da ist dann a bisserl so eine Schlucht hergegangen, und da haben wir gesehen, wie sie ausladen, die Lastensegler. Wir sind ja noch nicht … einen Kilometer sind wir noch nicht unterhalb gewesen, da sind die Tiefflieger gekommen, und los ist es gegangen. Die Tiefflieger, díe Artillerie hat zu schießen angefangen. Und da haben sie ausgeladen gehabt, und da haben sie da hinten, hinter dem Westwall haben sie da den Ring herumgemacht praktisch. Hast ja überhaupt gar nicht hinauskönnen. Oder irgendwie davonlaufen, hinten ist ja die Militärpolizei gewesen. Was meinst denn du, was sie deutsche Soldaten aufgehängt haben, wo an den Bäumen drangehängt sind: Feigheit vor dem Feinde – das Taferl haben sie noch dran gehabt. Da reden wir gar nicht. In den Ortschaften, in die Städte drinnen, überall …
Alle zusammen: … Grausam! …