Für das Erinnern
*** Der Bunkerbogen ist derzeit wegen Kampfmittelräumung nicht zu besichtigen ***
Die Erinnerungsstele an das KZ-Lager Mittergars brauchte dringend Pflegemaßnahmen. Diese hat nun der Bauhof der Marktgemeinde Gars durchgeführt. Jetzt ist das Denkmal wieder gut aufgestellt und einsehbar. Wir danken dem Grundstückseigner sowie der Marktgemeinde Gars für das Ergebnis.
Am Samstag, 17. Oktober 2020, um 15 Uhr wird eine Erinnerungsfeier am Denkmal Mittergars stattfinden. Bürgermeisterin Maria Maier, Jettenbach, und Bürgermeister Robert Otter, Marktgemeinde Gars am Inn, werden Erinnerungsworte sprechen. Dekan Pater Ulrich Bednara wird ein geistliches Wort sprechen.
Information zum Bunkergelände, Besichtigung des Gedenkortes Waldlager mit Erläuterung der Informationsschleuse, der Erdhütten und des Appellplatzes. Fahrt mit dem Auto zum Parkplatz Thannet, von dort zu Fuß zum Massengrab und zu den Erdmulden. Rückweg zum Parkplatz Thannet.
Wann: Samstag, 03.10.2020, 13:00 Uhr
Wo: Hackschnitzelparkplatz am Waldlager, Rabein, 84539 Ampfing
Referent: Dr. Erhard Bosch, Leitung
Kosten: 10.00 €
Anmeldung: Per Telefon unter 08631 37670, per eMail unter info(at)kreisbildungswerk-mdf.de, oder online auf der auf der Website des Katholischen Kreisbildungswerks Mühldorf.
Schon in den 90er Jahren brachte sich Dr. Hans-Jochen Vogel auf verschiedensten Ebenen immer wieder ein, wenn es darum ging, dass die Mühldorfer KZ-Geschichte in Erinnerung bleibt. Seinem großen Engagement haben wir es wesentlich zu verdanken, dass die Lager in Mühldorf nicht vergessen wurden und dass diese letztendlich auch als gestaltete Gedenkorte für die Öffentlichkeit offen sind. Mit seinem persönlichen Freund Dr. Max Mannheimer setzte er sich mit seiner kraftvollen und überzeugenden Weise mit großem Erfolg dafür ein.
Wir trauern um einen großen Menschen und Politiker und werden sein Engagement und Wort gegen Unrecht und Vergessen vermissen.
Franz Langstein
1. Vorstand
Von Frederico Bissi erhielt unser ehemaliger 2. Vorsitzender Dr. Erhard Bosch eine Mail, dass sein Vater Marino Bissi am 17. Juni 2020 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Er schrieb uns, weil sich sein Vater gerne an die Begegnungen mit uns erinnert hat.
Über den Dirigenten des Mühldorfer Symphonie-Orchesters bekamen wir ein Buch: "Heimliche Zeichen" des Malers Giovanni Talleri, der seine Leidenszeit als Zwangsarbeiter im KZ Mühldorf in bewegenden Bildern dargestellt hat. Giovanni Talleri war Präsident der Vereinigung der deportierten und verfolgten, politischen, italienischen Antifaschisten (Associazione Deportati e Perseguati Politici Italiani Antifascisti). Im Juni 2005 nahm Dr. Erhard Bosch Kontakt zu dem Verein auf. Der damalige Sekretär des Vereins, Marino Bissi, antwortete sehr freundlich und teilte mit, dass er auch als Zwangsarbeiter im KZ Mühldorf gelitten hatte, im März 1945 nach Strub verlegt wurde und von dort fliehen konnte. Wir vereinbarten im März 2006 einen Besuch in Triest. Wir wurden sehr freundlich empfangen und es wurden uns die Aktivitäten seines Vereins erläutert und wir besichtigten die Risera di San Sabba, das KZ in Triest. Unser Verein wurde im April 2007 zu einem Besuch in Triest eingeladen, den Marino Bissi hervorragend organisiert hatte. Im April 2009 führten wir wieder eine Fahrt nach Triest durch. Marino Bissi war jetzt der Präsident seiner Vereinigung. Giovanni Talleri ist im Januar 2010 gestorben. Er hat uns einige seiner Werke geschenkt. Wir holten im Mai 2011 die Bilder ab und trafen uns wieder mit Marino Bissi.
Er war ein freundlicher Mensch und wir hielten die ganze Zeit Kontakt mit ihm. Leider war es ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich uns in Mühldorf zu besuchen. Wir bedauern und sind traurig, einen lieben Freund verloren zu haben. Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e.V.
Am 12. Mai ist der Holocaust-Überlebende Leslie Schwartz nach längerer Krankheit in Boynton Beach in Florida gestorben.
Leslie Schwartz wurde im Januar 1930 als Laszlo Schwartz in einer Kleinstadt östlich von Debrecen geboren. Im Frühjahr 1944 besetzte die deutsche Wehrmacht Ungarn, die Familie wurde vertrieben, ins Ghetto gebracht und dann nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Mutter und Schwestern wurden dort ermordet, Leslie kam zuerst in ein Kinderlager und später als einer der jüngsten Häftlinge mit 14 Jahren in das KZ Dachau. Im OT-Lager Karlsfeld, im Außenlagerkomplex Allach, musste er beim Arbeitseinsatz Zementsäcke schleppen. Ende 1944 verlegte man ihn in das Lager Mittergars, wo er am Bau der dritten Gleisanlage am Bahnhof mitarbeitete. Am 26. April 1945 wurde er zusammen mit 3.640 weiteren Häftlingen mit der Eisenbahn Richtung Süden evakuiert und am 30. April in der Nähe des Tutzinger Bahnhofs befreit.
Der Bayerische Rundfunk drehte über ihn und den Häftlingstransport den Dokumentarfilm "Der Mühldorfer Todeszug", der 2012 ausgestrahlt wurde. Seine Erinnerungen veröffentlichte Leslie Schwarz unter dem Titel "Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau – ein Junge erkämpft sein Überleben" 2007 auf Dänisch und 2010 auf Deutsch. Für Leslie Schwartz war es wichtig, seine Erfahrungen mit dem Holocaust weiterzugeben: "Ich bin froh, dass ich überlebt habe und heute über das unendliche Grauen berichten kann! Für mich ist das jetzt wie ein wundervoller Heilungsprozess in Zusammenarbeit mit der deutschen Jugend."
In zahlreichen Zeitzeugengesprächen in Schulen wie z.B. im Gymnasium Gars erzählte er den jungen Leuten von seinen furchtbaren Erlebnissen und den damaligen Ereignissen. An den jährlichen Gedenkfeiern des Vereins zur Befreiung des KZ-Außenlagerkomplexes Mühldorf am 28.04.1945 nahm er regelmäßig teil und forderte immer wieder in bewegenden Worten die Zuhörer auf die menschlichen Gewaltexzesse der NS-Ideologie nicht zu vergessen. Für dieses Engagement "Gegen das Vergessen" erhielt er 2013 das Bundesverdienstkreuz. Der Verein wird seinen Einsatz für die Erinnerungskultur im Landkreis Mühldorf nicht vergessen.
Das Geschichtszentrum und Museum Mühldorf a. Inn widmet Max Mannheimer die Sonderausstellung „Die Kunst eines Zeitzeugen – Zum 100. Geburtstag von Max Mannheimer“. Seit 12. März werden mehrere seiner Gemälde einen Kontrast in der Dauerausstellung „Alltag, Rüstung, Vernichtung – Der Landkreis Mühldorf im Nationalsozialismus“ bilden. Die Gemälde sind Leihgaben der KZ-Gedenkstätte Dachau und sind bis 15. Januar 2021 in Mühldorf zu sehen.
Der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Er war eine der bedeutendsten Stimmen für das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Tausende von Schülerinnen und Schülern hat er mit seinen Zeitzeugengesprächen geprägt. In den 1950er Jahren begann Max Mannheimer neben seiner Erwerbsarbeit zu malen. Die Kunst half ihm, seine qualvolle Erinnerung an die Lagerzeit zu verarbeiten.
Max Mannheimer setzte sich seit 1985 für Aufklärung, Erinnerung und Demokratie ein. Er besuchte regelmäßig Schulen im Landkreis Mühldorf und war ein starker Fürsprecher für die Gedenkorte im Mühldorfer Hart und Mettenheimer Forst.
Max Mannheimer wurde am 06.02.1920 in Neutitschein/Tschechoslowakei geboren. Die Familie Mannheimer wurde Januar 1943 über Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Seine Eltern, seine Ehefrau, seine Schwester und zwei seiner Brüder wurden ermordet. Zusammen mit seinem Bruder Edgar wurde Max Mannheimer im Oktober 1943 in das KZ Warschau und später nach Dachau gebracht. Von dort aus kommen die beiden Brüder in das KZ-Außenlager in Mühldorf-Mettenheim, wo sie zu schwerer Arbeit beim Bau des Rüstungsbunkers gezwungen wurden. Am 30.4.1945 befreiten US-amerikanische Truppen Max Mannheimer und seinen Bruder.
In der Dauerausstellung „Alltag, Rüstung, Vernichtung. Der Landkreis Mühldorf im Nationalsozialismus“ im 2. Obergeschoss des Haberkastens (Fragnergasse 3, 84453 Mühldorf a. Inn).
ÖFFNUNGSZEITEN
Do. bis Fr. – 14.00 bis 17.00 Uhr
So. – 13.00 bis 17.00 Uhr
Sowie auf Anfrage unter info (at) museum-muehldorf.de oder Tel. 08631 699–980
Während der Haberkasten geschlossen war, hat das Geschichtszentrum und Museum Mühldorf am Inn eine geplante Lesung aus Max Mannheimers „Spätes Tagebuch“ digital umgesetzt. Claus Köhler vom Kulturschupp’n Mühldorf e.V. hat es in der Dauerausstellung gelesen:
Die Räumung des Bunkergeländes von Sprengstoff und Waffen läuft auf Hochtouren. Das teilte Landtagsabgeordneter Dr. Marcel Huber (CSU) jetzt mit. Bislang seine fünf Tonnen Kampfmittel, fast vier Tonnen Munitionsteile und fast 40 Tonnen Schrott geborgen worden. Die Kampfmittelräumung wird, nach heutigem Stand, bis Frühjahr 2021 abgeschlossen sein, sie dient der Vorbereitung zur Einrichtung einer Gedenkstätte in dem ehemaligen KZ-Außenlager.
Quelle: Mühldorfer Anzeiger / OVB, 22. April 2020