Für das Erinnern
Verein "Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart" diskutiert mit Vertretern von Bundes- und Landtag
Mühldorf/Altötting (rob). Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer will gemeinsam mit seinen Landtagskollegen Marcel Huber und Hans Rambold die Errichtung einer KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart vorantreiben. Diese Zusage hat jetzt der Verein "Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart" erhalten.
Huber hat als kleiner Bub auf dem Bunkergelände gespielt – ohne zu wissen, dass es sich dabei um eine Rüstungsruine und Stätte unvorstellbarer Grausamkeiten gehandelt hat. Jahre später hat der heutige Mühldorfer Landtagsabgeordnete erfahren, dass sein Vater an der Exhumierung der Mordopfer aus dem Massengrab beteiligt war, ebenso wie die Großeltern von MdB Mayer.
Erzählt haben die Abgeordneten dies am Rande eines Informationsgesprächs mit dem Mühldorfer Verein "Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart", der sich auch auf den Landkreis Altötting erstreckt, am Montagabend im Lodronhaus. Der Verein setzt sich seit Jahren für die Einrichtung einer Gedenkstätte ein, recherchiert die Geschichte des vor 60 Jahren entstandenen Rüstungsbunkergeländes, bietet Informationsveranstaltungen an, bildet Geländeführer aus. Es gibt Bücher und eine CD über Gelände- und Bunkergeschichte.
Zwar sind sich alle Beteiligten aus Bund und Land sowie ehemalige Häftlinge einig, dass aus dem einstigen NS-Bunkergelände im Mühldorfer Hart samt Waldlager und Massengrab eine Gedenkstätte entstehen soll. Sogar das Geld zum Kauf des Geländes war von der Bundesvermögensverwaltung angeboten worden. Doch denen fehlte nach Ansicht des Vereins der richtige Adressat. Mitunter diesen Umstand richten sollte die vor einem Jahr mit Hilfe des Kultusministeriums gegründete Stiftung "Gedenkstätten in Bayern". Die Stiftung ist installiert, allein der Posten des Vorsitzenden ist nicht besetzt, so die Information des Vereins. Damit, so die Vermutung, sei die Handlungsfähigkeit der Stiftung eingeschränkt.
Mittlerweile ist Vereinsmitglied Josef Wagner "in Sorge über die nicht geklärte Zuständigkeit der Gedenkstättenidee auf Landesebene. Wagner: "Es tut weh, wenn vom Bund ein paar 100 000 Euro angeboten werden", dieser aber nicht wisse, in welche Hände er das Geld geben soll.
Die Probleme vor Ort: der Kauf des Geländes, auf dem der Bunker steht, das sich im Besitz verschiedener Eigentümer befindet; keine Einigung über ein Gedenkstättenkonzept mit der Gedenkstätte Dachau. Inzwischen hält der Bunkerbogen zwar Rowdytum stand, visuell weniger spektakuläre Orte wie Waldlager und Massengrab werden nach Ansicht des Vereins in einigen Jahren aber von der Natur eingeebnet sein.
Während Huber und Rambold der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten nachgehen, setzt sich Mayer auf Bundesebene ein. Mayer, der im Bundestag-Innenausschuss die Berichterstattung für die NS-Zwangsarbeiter übernommen hat, ist derzeit auch als eines von fünf Bundestagsmitgliedern im Kuratorium der "Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft". Diese vor zwei Jahren gegründete Stiftung kümmert sich mit Geldern der deutschen Wirtschaft um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern. Nach Informationen Mayers ist dort im Gespräch, auch die Einrichtung von Gedenkstätten zu fördern. Zudem hat Mayer kurz vor dem Informationsgespräch bei Kultusstaatsministerin Christina Weiss nach Fördermöglichkeiten angefragt.
Vergessen werden die Abgeordneten ihr Zusagen zur Zusammenarbeit nicht: Kreisheimatpfleger Ernst Aicher überreichte ihnen ein Stück des ehemaligen Lager-Sicherheitszaunes. Nach dem Krieg hatten ihn Landwirte an sich genommen, um ihre Viehweiden zu umzäunen. Das Vorhaben misslang: Das Vieh zog sich an dem extra scharfen Stacheldrahtzaun schwere Verletzungen zu.
ANA, 21. Januar 2004, Seite 23