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Wachtel

ovb, 22.02.2016

Die Geschichte eines Holzbretts


Arnold Wachtel war in Sachsenhausen, Auschwitz, Warschau, Dachau und Mühldorf inhaftiert. Er überlebte den Holocaust, fiel dann aber kurz vor dem Wiedersehen mit seinem Bruder im Juli 1946 in Markt Schwaben wohl einem Verbrechen zum Opfer. Stadtarchiv Mühldorf ©OVB

Dritter Teil unserer Serie zur NS-Geschichte im Landkreis Mühldorf. In der neuen Dauerausstellung im Haberkasten ist unter anderem eine Holzplanke aus einer Scheune in Mauerstetten zu sehen. Porträt eines besonderen Ausstellungsstücks.

Auf den ersten Blick ist es ein Stück Holz, mehr nicht. Auf den zweiten erzählen die aufgemalten Buchstaben eine besondere Geschichte. Das Brett stammt aus einer Scheune in Mauerstetten bei Markt Schwaben. Dort hatten sich im April 1945 zwei Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Mühldorf versteckt, die dem Todeszug und dem Massaker von Poing entkommen konnten.

Beide schrieben ihre Namen auf die Planke. Während "Filo Sczlocowe..." kaum zu entziffern ist, lässt sich der Name "Arnold Wachtel" gut lesen. Für die Ausstellung im Haberkasten hat sich Historiker Marc Spohr auf die Spuren von Arnold Wachtel begeben.

1921 in Berlin geboren, wurde Wachtel im September 1939 aufgrund seines jüdischen Glaubens durch die Gestapo verhaftet. Über Sachsenhausen, Auschwitz, Warschau und Dachau gelangte der junge Berliner am 13. August 1944 nach Mühldorf, wo er unter der Häftlingsnummer 88671 geführt wurde. Zusammen mit über 3500 Häftlingen verlässt auch Arnold Wachtel das KZ-Außenlager im Todeszug, der in Poing stoppte.

Nach der Öffnung der Waggons hatte sich Wachtel mit einem Mitgefangenen zu dem Bauernhof in Mauerstetten bei Markt Schwaben durchgeschlagen und sich beim Anrücken der Luftwaffen- und SS-Einheiten versteckt. Dort wurden sie dann am 30. April 1945 befreit.

Arnold Wachtel blieb zunächst in Markt Schwaben. Wohl auch aus Mangel an Alternativen: Seine Eltern hatten den Holocaust nicht überlebt, sein Bruder war bereits in den 1930er-Jahren nach London geflüchtet.

Beide hatten sich sieben Jahre lang nicht gesehen. Voller Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen schrieben sie sich Ende 1945 bis Sommer 1946 Briefe und schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Zukunft in Amerika. Arnold Wachtel hatte bereits im Mai 1946 seine Einreiseerlaubnis für die USA erhalten. Doch dann verliert sich die Spur von Arnold Wachtel, am 10. Juli 1946 wird er als vermisst gemeldet. Die Polizei weigerte sich in den Nachkriegswirren Ermittlungen aufzunehmen, da sie davon ausging, dass Wachtel ausgereist wäre.

Von London aus beauftragte der Bruder einen Privatdetektiv vor Ort, der zu dem Schluss kam, dass Arnold Wachtel einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Seine Leiche wurde allerdings nie gefunden. Lange gab es nur den Namen auf dem Holzbrett. Nun hat er im Mühldorfer Haberkasten eine Geschichte und ein Gesicht bekommen.


Die neue Dauerausstellung "Alltag, Rüstung, Vernichtung – Der Landkreis Mühldorf im Nationalsozialismus" im Haberkasten ist von Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

DIE GESCHICHTE EINES HOLZBRETTS

DIE NS-GESCHICHTE IM LANDKREIS: SERIE ZUR DAUERAUSSTELLUNG IM HABERKASTEN