Für das Erinnern
Mühldorf/Theresienstadt – Eine Informations- und Bildungsreise nach Theresienstadt hat der Verein "Für das Erinnern - KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart" unter Leitung von Dr. Erhard Bosch durchgeführt. Neben der Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslager blieb den Reisenden ausreichend Zeit, die Stadt Terezin zu erkunden.
Die Geschichte Theresienstadts begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als der habsburgische Kaiser Josef II. zur Sicherung seines Territoriums am Zusammenfluss von Eger und Elbe eine mächtige Grenzfestungsanlage mit zwei Festungen erstellen ließ.
Die Prager Gestapo nutzte die "Kleine Festung" seit Juni 1940 als Polizeigefängnis zur Unterbringung von vorrangig politischen Gefangenen genutzt. Ab November 1941 entstand in der eigentlichen Stadt der ehemaligen Hauptfestung- das Ghetto, ein Sammel- und Durchgangslager für Juden. Die hier wohnhafte Zivilbevölkerung musste bis Mitte 1942 ihre Wohnungen in der Stadt verlassen, wo in der Folge mehr als 155000 jüdische Männer, Frauen und Kinder durch das Ghetto geschleust wurden. Wegen der äußert schlechten und knapp bemessenen Verpflegung, der permanenten physischen und psychischen Misshandlung und des daraus resultierendem schlechten Gesundheitszustands starben bis Kriegsende 35000 von ihnen; weitere 83000 Juden sind nach der Weiterdeportation in anderen Vernichtungs- und Konzentrationslagern im Osten umgekommen.
In einer Täuschungsaktion der NS-Machthaber wurde einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes Theresienstadt als Musterort für "ein selbst verwaltetes jüdisches Siedlungsgebiet" vorgestellt. Im Vorfeld wurde hierfür eine "Verschönerungsaktion" durchgeführt; dabei wurden das Aussehen der Häuser und Unterkünfte ausgebessert, Einrichtungen wie Kinderhort und Schulräume geschaffen und am Marktplatz ein eigener Musikpavillon aufgestellt.
Auch in der "kleinen Festung" waren seit 1942 viele Juden im Rahmen der so genannten Sonderbehandlung ohne Gerichtsverfahren hingerichtet worden. Noch am 2. Mai 1945 wurden durch ein Hinrichtungskommando 51 Häftlinge erschossen. Allein aus den Massengräbern der "kleinen Festung wurden gegen Ende des Sommers 1945 601 Häftlingsleichen exhumiert. Wegen der stark ansteigenden Zahl von Todesfällen wurde im Herbst 1942 ein neues Krematorium in Betrieb genommen. In seinen Öfen wurden bis 1945 etwa 30000 Opfer verbrannt.
Gegen Ende des Krieges war im KZ-Außenlager Leitmeritz, dem Ghetto und in der "Kleinen Festung" eine Bauchtyphus- und Fleckfieber-Epidemie ausgebrochen. Mit dem Eintreffen der "Roten Armee" am 8. Mai wurden die kranken KZ-Häftlinge in provisorisch eingerichteten Krankenhäusern medizinisch versorgt und auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten wurde organisiert. Trotzdem fielen noch Hunderte der furchtbaren Seuche zum Opfer. re
Theresienstadt wurde ab 1782 als Bollwerk gegen die Preußen im Auftrag von Maria Theresia erbaut.
Die Nazis nutzten es in zweierlei Weise: