Für das Erinnern
Organisiert durch 2. Vorstand Herrn Dr. Erhard Bosch fuhren frühmorgens um 7.00 Uhr 26 Mitglieder unseres Vereins zu einer ganztägigen Bildungsfahrt in die in der Nähe vom oberösterreichischen Linz liegenden ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen und Gusen.
Nach der gut zweistündigen Busfahrt wurden die Teilnehmer am Besucherzentrum von den pädagogischen Mitarbeitern Herrn Bernhard Mühleder und Herrn Daniel Tscholl freundlich begrüßt. Für die anstehenden Führungen wurden zwei Gruppen gebildet.
Das KZ Mauthausen war das größte deutsche KZ der Nationalsozialisten auf dem Gebiet Österreichs und war in Betrieb ab August 1938 bis zur Befreiung und Auflösung durch US am. Truppen Anfang Mai 1945. Im Hauptlager Mauthausen und seinen teils großen Nebenlagern wie Gusen wurden rund 190 000 Menschen inhaftiert, von denen mehr als 90 000 ums Leben kamen. Hauptaufgabe der Häftlinge war der Abbau von Granit aus den dort großen Steinbrüchen. Granit wurde für die sogenannten „Führerbauten“ benötigt. Das nur 20 km entfernte Linz wollte Hitler zu einer „Führerstadt“ ausbauen lassen.
Die Häftlinge kamen aus über 30 Nationen und waren fast alle männlich. Berichtet wurde aber auch von Frauen die nicht nur in Funktionsbauten, wie z. B. Küche und Wäscherei arbeiten mussten sondern auch im Lagerbordell eingesetzt wurden.
Nach einer einstündigen Mittagspause, die wir wieder alle zusammen im Bistro des Besucherzentrums bei gutem Essen verbrachten, ging es zum zweiten Teil des bisher schon sehr interessanten, nachdenklich stimmenden Besichtigungsprogramms, in das 4,5 km entfernte ehemalige Konzentrationslager Gusen I.
Gusen I, eröffnet im August 1940 und die beiden weiteren, im März und Dezember 1944 eröffneten Arbeitslager Gusen II und III beinhalteten in den letzten beiden Kriegsjahren bis zu doppelt so viele Häftlinge als das Hauptlager Mauthausen.
In den drei Lagern musste unter unmenschlichen Bedingungen im Stollenbau, in den Steinbrüchen und für die Waffenindustrie gearbeitet werden. Unter anderem auch für das Luftwaffenprojekt „Bergkristall“ wo im Fließbandsystem der Düsenjäger ME 262 gebaut wurde.
Für alle Lager galt „Vernichtung durch Arbeit“.Todesursachen waren vor allem Arbeit bis zur totalen Erschöpfung, Misshandlung durch SS-Wachpersonal, Lebensmittelunterversorgung, Krankheiten und nicht zuletzt tausendfach die Gaskammer.
Die Lager Gusen I bis III wurden wie das Hauptlager Mauthausen am 5. Mai 1945 von den Amerikanern befreit und aufgelöst.
Bis auf das als Privatvilla umgebaute, ehemalige Eingangsgebäude (Jourhaus), das als Privatbungalow genutzte ehemalige Lagerbordell und ein paar heruntergekommene, leer stehende Reihenhäuser ist von den damaligen Gebäuden nichts mehr zu sehen.
Wahrscheinlich in seiner Art einzigartig war 1965 die Initiative überlebender Häftlinge das Grundstück des noch immer erhaltenen Krematorium-Ofens Gusen I zu erwerben und darauf einen Memorial-Bau zu errichten, der dann 1997 der Republik Österreich in Verantwortung gegeben wurde. 2002 wurde es renoviert und 2004 durch ein kleines Besucherzentrum erweitert. Auch dort konnten wir, wie im Memorial-Bau, Eindrücke nationalsozialistischer Gewaltherrschaft erahnen.
Drei Jahre nach Kriegsende hat die österreichische Bundesregierung das Hauptlager Mauthausen und die angrenzenden Steinbrüche als Mahn- und Gedenkstätte eingerichtet.
Nach Rückkehr auf das Gelände des KZ-Mauthausen durften wir zum Abschluss Museums-und Ausstellungsräume besichtigen, unter diesen sich auch der beeindruckende „Raum der 1000 Namen“ befindet. In diesem sind über 80 000 Namen der Ermordeten auf hinterleuchteten Glasplatten verewigt.
Wie auch bei der Hinreise legten wir an einer Autobahnraststätte einen kleinen Zwischenstopp ein und kamen, voller Eindrücke, gegen 19.00 Uhr in Mühldorf wieder an.
Heinrich Baumer