Für das Erinnern
1300 Porträtzeichnungen von Jugendlichen gegen das Vergessen
Mühldorf (sb) - Mit der Aktion „Mehr als eine Nummer" haben rund 1300 Jugendliche aus dem Landkreis Mühldorf auf die Vergangenheit im KZ-Außenlager Mettenheim hingewiesen. 1300 Porträtzeichnungen von KZ-Häftlingen, die in Mettenheim qualvoll zu Tode kamen, säumten den Mühldorfer Stadtplatz. Mit dieser Aktion von zehn Schulen und der Katholischen Landjugendbewegung sowie der Jugendinitiative „morgenRot" wollten die Jugendlichen einer breiten Öffentlichkeit die Einzelschicksale der ums Leben gekommenen Häftlinge vor Augen führen.
In den letzten sieben Monaten haben rund 1300 Jugendliche aus dem Landkreis Mühldorf 1300 Porträts von verstorbenen Häftlingen vom KZ-Aussenlager in Mettenheim gezeichnet. Jedes dieser Bilder soll einen Häftling symbolisieren und wurde mit dessen Namen, Geburtsdatum, Todesdatum und Häftlingsnummer versehen. Jedes dieser individuellen Bilder zeigt das ungeheuerliche Schicksal eines Häftlings auf.
Es war ein beklemmendes Bild die Porträts dieser Menschen am Mühldorfer Stadtplatz zu sehen, die in Schnüren von Laterne zu Laterne aufgehängt wurden.. Am vergangenen Samstag in der Frühe hatten die Jugendlichen mit dem Aufhängen der Bilder begonnen. Viele Passanten konnten lange nichts mit den Bildern anfangen. An einem Informationsstand vor dem Mühldorfer Rathaus informierten die Jugendlichen mit einem Stand. Mit Stellwänden und weiterem Hintergrundmaterial über das Projekt und den Geschehnissen von 19944/45 wurde auf die ungeheuerlichen Verbrechen des Nazidiktatur hingewiesen.
Der Katholischen Landjugendbewegung, der Gruppe „morgenRot" und Rudi Swientek, kirchlicher Jugendpfleger, ist es gelungen in Zusammenarbeit mit den zehn Schulen im Landkreis diese Aktion auf die Beine zu stellen. Zielgruppen waren die 8. und 9. Klassen der Hauptschule, die 10. Klassen der Realschule und die 9. bis 11. Klassen an den Gymnasien.
Die Schulen hatten sich mit eigenen Projekttagen auf diese Aktion vorbereitet. Das Projekt "Mehr als eine Nummer" hat einer breiten Öffentlichkeit in der Kreisstadt die Einzelschicksale der umgekommenen Häftlinge vor Augen geführt. Bürgermeister Günther Knoblauch unterstützte diese Aktion. "Es ist ein gutes Zeichen, dass sich die Jugendlichen der Geschichte annehmen und gegen das Vergessen Aktionen durchführen", führte Knoblauch bei seinem Besuch am Stand vor dem Mühldorfer Rathaus aus.
In der Frauenkirche fand ein Friedensgebet statt, das von der Gruppe "Destino" aus Töging musikalisch gestaltet wurde.
Mühldorf (kba) - Am vergangenen Samstag fand am Stadtplatz in Mühldorf eine ganz besondere Aktion der Gruppe "morgenRot" statt. 1300 Porträts von Juden, die im Bunkergelände Mettenheim/Hart ihr Leben lassen mussten, hingen über dem ganzen Stadtplatz.
Florian Tress (20) aus Oberneukirchen: „Die Idee hinter dieser Aktion war, zu erinnern, dass es das Bunkergelände überhaupt gegeben hat, denn das wird von vielen verdrängt. Außerdem wollen wir zeigen, dass all diese Menschen Individuen waren, auch wenn sich viele Leute vor den Kopf gestoßen fühlen."
Felix Bernauer (18) aus Mühldorf: „Ich habe mitgemacht um dem Vergessen und Verdrängen entgegen zu wirken, denn es ist in Mühldorf nicht allen bekannt, dass es hier ein Bunkergelände gab. Ich selbst, obwohl ich mitgemacht habe, bin überrascht wie viele Menschen dort gestorben sind."
Regina Schmid (17) aus Mühldorf: „Mich hat bewogen mitzumachen, dass ich selbst bis vor einem Jahr nichts über das Bunkergelände gewusst habe, ich wusste nicht, dass dort Menschen gestorben sind. Die Menschen hier reagieren ganz unterschiedlich, viele sind überrascht, doch fast alle sind interessiert."
Daniel Tress (20): „Bei dieser Aktion geht es darum, dass man sich der Grausamkeit bewusst wird, dass es nichts Fernes war, sondern direkt vor der Haustüre passiert ist. Anhand der 1300 Bilder sollen die Menschen die große Anzahl begreifen, eine Zahl kann man leicht übersehen, diese Bilder nicht."